Gleichzeitig leitete er die Malereien in ganzen Appartements und
überwachte die Ausführung seiner Entwürfe für Wandtapeten.
Auch außerhalb der Gobelins war Le Brun mannigfach beschäftigt.
Seit 166i hatte er die Decoration der Galerie d'Apollon übernommen,
vorher noch hatte er einen Plafond in den Appartements des Königs
gemalt und die gesarnmte Decoration des Rathssaales im Louvre gezeich-
net. Nirgends aber offenbarte sich das seltene Talent Le Brun's so nach-
drücklich, nirgends konnte es sich in seiner speziellen Eigenart so frei
entfalten, als in den Entwürfen für die Wandtapeten. In diese Technik
übertragen, kommen die Compositionen Le Brun's, in ihren virtuosen
Zügen, namentlich die Geschichte des großen Königs, erst zu voller
Geltung. - Mehrfache Verwendung derselben Composition für die Aus-
führung in verschiedenem Material war überhaupt nichts Seltenes. Was
die Malereien enthielten, wiederholten nicht nur die Gobelins, dieselbe
Darstellung kehrte gelegentlich auch auf den Reliefs der Goldschmiede
wieder. Solcher Art sah man z. B. aus den von Le Brun geleiteten Ateliers
24 runde, silberne Bassins hervorgehen, einen Meter im, Durchmesser,
geschmückt mit figuralen Darstellungen, und ebensoviele in ovaler
Form, welche die Geschichte des Prinzen und der hervorragendsten Zeit-
genossen, von Ornamenten umrahmt, darstellen. Diese Prunkstücke ge-
hörten zur Ausstattung reich decorirter Räume, wo sie Pfeiler, Ecken und
Nischen schmücken und beleben sollten. Man stellte hohe schlanke Vasen
in ihre Mitte, die dann wie colossale Kannen auf flachen Schalen aus-
sahen, oder brachte sie mit hohen metallenen Trägern in Verbindung,
deren Fuß mit Blättern und blühenden Pflanzen umkleidet wurde. Ebenso
wurden Eimer verfertigt, verziert mit Tritonen, Masken, Guirlanden und
Putten in getriebener Arbeit, in welche man Orangenbäumchen stellte,
ferner colossale Schenkkannen, gegen zwei Meter hoch, große Hache
Becken, Wunderwerke der Juwelierkunst, Gueridons, mannshoch, jeder
zum Tragen von drei Statuen bestimmt, Dutzende von Armleuchtern,
deren massive Theile aus Figuren bestanden oder mit Reliefs verziert
waren, endlich Balustraden, Tische, Spiegel, Luster und Räuchergefäße
ohne Zahl. Der Aufwand an Silber allein bei diesen Arbeiten betrug
24.000 Mark. Paradezimmer, Privatgemächer, der Thronsaal im Louvre
und in Versailles wurden damit ausgestattet. Obwohl der tadellose Guss
und die feine Ciselirung dieser Arbeiten allein schon genügt hätten, von
der Geschicklichkeit der Arbeiter Zeugniss zu geben, waren sie dennoch
obendrein noch bereichert mit Krystallen, Smaragden, Achaten und To-
passen, die in das Gold eingelassen waren. Aber wie weit der Luxus auch
getrieben wurde, er ließ sich rechtfertigen. Diese vmeubles de la cou-
ronnea hatten Vfür Frankreich einen unschätzbaren Werth, denn nicht
allein, dass das allgemeine Niveau der Kunstindustrie dadurch gehoben
wurde, und der Geschmack der Fabrikanten im ganzen Reiche daraus
Gewinn zog, indem er sich daran bildete, Dank der Einheit, welche Le