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1665 wurde bekanntlich die Spiegelfabrication in Frankreich eingeführt.
Nicolas Dunoyer hatte im Faubourg Saint-Antoine die erste derartige
Manufactur eröffnet. Bis dahin waren die verwendeten Spiegel venezia-
nischen Ursprungs. Die decorative Verwerthung von Spiegeltafeln in
großem Maßstabe sollte nun durchgeführt werden und St. Germain war
der Ort, wo man es zuerst versuchte. Im königlichen Schlosse daselbst
wurden Wände und Decken mit Spiegeln belegt, am Boden glänzten
prächtige Marmorarten, und silberne Vasen, Pilaster und Architekturglieder
bildeten harmonische Uebergänge. Da malte nun Le Brun Amoretten
aller Art, und mit den verschiedensten Hantirungen beschäftigt, als Hinter-
glasmalerei an die Spiegel und verlieh auf solche Weise den Räumen
erst das rechte Leben und den vollen künstlerischen Reiz.
Wiewohl uns nun mehr als 200 Jahre von der Epoche trennen, in
der_Le Brun gewirkt und geschalfenfsteht sein Lebenswerk noch in fast
vollständiger Ganzheit vor uns. Sowohl von den zahllosen Zeugen seiner
künstlerischen Thätigkeit, als auch von den lnstitutionen, die er ins Leben
gerufen, hat die Zeit verhältnissmäßig wenig zerstört. Der größte Theil
seiner Gemälde ist erhalten, in den königl. Schlössern setzt die decorative
Pracht der Säle und Galerien die Besucher heute noch in Erstaunen, und
von den vielen Hunderten von Entwürfen seiner Hand ist fast kein Blatt
in Verlust gerathen. Bis auf unsere Tage existiren die nGObCllUSfl, die
Ecole professionelle, welche einst damit zusammenhing, ebenso die Aka-
demie, die Schule daselbst und die Akademie de France in Rom. Aus
dem Kunstcabinet des Königs ist das Musee du Louvre entstanden, an
den Gobelins werden noch gegenwärtig Wandteppiche gewirkt, und ein-
zelne Theile des Reglements, welches Le Brun dem Institute gegeben,
stehen heute noch in Kraft.
Fürwahr, ein seltenes Beispiel weit reichender Erfolge! Wenn Le
Brun daneben seinen Ruhm als Maler mit anderen Zeitgenossen zu theilen
hat, und ihn auf diesem Gebiete mancher gerechte Tadel trifft, so würde
doch Nimand für ein bedeutenderes Können in engerem Kreise die un-
gewöhnliche Vielseitigkeit dieses Künstlers und seinen bis heute noch
fortwirkenden Einfluss auf das mit der Kunst verbündete Gewerbe opfern
wollen.
Ueber den Ursprung der südslavischen Ornament-
motive.
Von Prof. Dr. l. Kränjavif)
Es ist eine auffallende, aber noch nicht aufgeklärte Thatsache, dass
ein großer Theil der Ornamente auf den Erzeugnissen der Hausindustrie
bei den südslavischen Völkern identisch ist mit Ornamentmotiven der
') Aus der x-Kroutischen Revum, ll, I.