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rumänischen, norwegischen, deutschen, ungarischen und orientalischen
Stickereien und Gewebe.
Die Frage ist culturgeschichtlich so wichtig, dass sie geeignet ist
das Interesse auch weiterer Kreise zu erwecken.
Von der altclassischen Textilkunst war bis vor zwei Jahren äußerst
wenig bekannt; kaum etwa zehn Stück Lappen, die in den Museen zu
Nürnberg, Kopenhagen, St. Petersburg und in einer Kirche der Schweiz
aufbewahrt wurden, waren der gesammte factische Ueberrest der Gewebe
aus dem Alterthum'). Aus der byzantinischen Epoche hatte sich mehr
erhalten, und zwar vollkommen wohlerhaltene Fragmente, allein dies
waren Ueberreste königlicher und priesterlicher Gewänder"); - von der
unabsehbaren Masse von Geweben, welche so vielen Generationen zum
täglichen Gebrauche dienten, und von deren Schmuck war keine Spur
übrig geblieben. Was an Letzterem auf den Mosaikbildern von Rom,
Ravenna, Constantinupel und Tessalonichi sich bis zu uns herüber rettete,
sind wieder nur Motive aus den höchsten Kreisen der damaligen Gesell-
schaft; von bürgerlichen oder bäuerlichen Gewändern, Teppichen, Sticke-
reien blieb uns keine Kunde, geschweige denn ein Fragment, aus welchem
wir auf die Textur des Gewebes oder die Ornamentation desselben
schließen könnten. '
Wir alle, die wir uns für naiv-originelle Kunsterzeugnisse inter-
essiren, begrüssten mit großer Freude die schönen nationalen Ornamente,
als die Handarbeiten unserer Bäuerinnen entdeckt wurden, und nahmen
es gerne gläubig hin, dass deren Schönheiten unser ausschließliches
Eigenthuru seien. Theils angeregt durch unsere diesbezüglichen Publi-
cationen, theils aus eigener Initiative begannen später auch andere Nationen
ihre heimischen Erzeugnisse zu sammeln und die Producte ihres Haus-
gewerbes in Museen aufzubewahren. Wir traten mit diesen fremden
Museen zu Tauschzwecken in Verbindung und stellten in unserem Kunst-
industriemuseum eine kleine Sammlung kroatischer, norwegischer, unga-
rischer und siebenbürgischer, wie auch rumänischer Textilerzeugnisse
zusammen. Diese Collectionen zeigen nun, wie wir bereits erwähnt, in
Vielem eine vollkommene Identität der künstlerischen Motive und
Technik. Schon seinerzeit, als uns lediglich nur die Publication und
die hausindustriellen Sammlungen des Oesterr. Museums bekannt waren,
vermutheten wir, dass die Theorien einiger russischer Schriftsteller zu
weit gingen, welche die Verwandtschaft der künstlerischen Motive aus
der Gemeinsamkeit der indoeuropäischen Völketschaften in ihrer ursprüng-
lichen Heimat herleiteten. Was uns durch die Entdeckungen Dr. Schlie-
mann's aus sehr alter Zeitperiode bekannt geworden, beweist uns, dass
wir die Originale der vollendeteren Formen der Hausindustrie nicht in
I) Vergl. Semper, Die textile Kunst, Q. 145 u. (f. Frankfurt 1860.
") Publicirt von F. Boclt. _