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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1891 / 9)

H, 2,1", 1M, H, U, T, III, S entziifert und schließt aus verschiedenen 
Daten, dass dies die Anfangsbuchstaben der Namen der Eigenthümer des 
betreffenden Kleidungsstückes sind. Auch heutzutage wird in die Zimmer- 
tapete als Ornament das Monogramm des Eigenthümers eingeflochten. 
Ebenso hat nun die Stickerin die Anfangsbuchstaben irgend eines Tsaöpywg, 
Zoixapiag, 'Hl.log, Iwciuvsg, Muguog oder einer Maria, 110111511109, Cevmißzog, 
Tlßipzog, Hlomog oder Srftpavog in dessen Kleidung eingewoben, und 
zwar in Gobelintechnilt, d. i. in jener Technik, in welcher unsere geweb- 
ten Teppiche gearbeitet sind. Wir haben auch in unseren Geweben eine 
Art Saum (razplit), welcher mit gefärbter Schafwolle umnäht ist, was in 
Bezug auf Technik ganz dieser uralten Art des Ornamentes entspricht. 
Wir haben nun in unserer Ornamentik einen gewichtigen Beweis 
für die Provenienz derselben und deren Zusammenhang mit der byzan- 
tinischen Textilkunst, und dieser ist: vdas Ornament der griechischen 
Anfangsbuchstaben, welche auf den alten griechischen Webereien von 
El-Faijum gefunden wurden, ist noch heute in der Hausindustrie unseres 
Volkes und anderer Völker im Gebrauche." S0 wie die rumänischen und 
magyarischen Bäuerinnen nicht wissen, dass jenes was sie sticken, der Gra- 
natapfel der Göttin Hera ist, ebensowenig wissen natürlich auch unsere 
Bäuerinnen, dass es griechische Buchstaben sind, die sie in ihre Teppiche 
weben, aber die einen wie die andern thun dasselbe, was Jahrhunderte 
vor ihnen geübt wurde, sie erhalten ihr Muster von ihren alten Vor- 
gängerinnen wie es diese von den ihren empfangen haben. 
!_,_Bes0nders häufig und sehr deutlich sind die Buchstaben und Zeichen 
IXCZI (das S kann auch als besonderer Buchstaben gelesen werden) 
auf den Teppichen unserer Bäuerinnen zu finden, deren Deutung sehr 
einfach ist, es ist die aus der altchristlichen in die neuchristliche 
Kunst übergegangene Schreibung des Namens Christi: Iseroüg Xgmrbg 
201m). Abgesehen davon, dass Kreuz und Monogramm Christi früh und 
noch heute auch auf profanen Gehrauchs- und Schmuckgegenständen 
üblich ist, kann das häufige Vorkommen desselben auf Teppichen damit 
erklärt werden, dass es eine in unserem Volk sehr alte Sitte ist, Teppiche 
in die Kirche mitzunehmen und darauf knieend Gebete zu verrichten. 
Handarbeiten der Frauen sind überdies ein häufiges Weihgeschenk für 
Altäre und Heiligenbilder. 
Ich glaube auf Grund der in Bezug auf Blumen, sowie der Buch- 
stabenornamente angeführten Thatsachen mit großer Sicherheit behaupten 
zu dürfen, dass der Ursprung der Ornamentik in der Hausindustrie jener 
europäischen Völker, in welcher sie sich bis zum heutigen Tage erhalten 
hat, derselbe ist, wie der unserer ganzen Cultur. Die Römer und Byzan- 
tiner streuten diese Culturelernente in alle Welt, und sie erhielten sich 
rein bis in die spätesten Geschlechter von Völkern fremder Zunge. Damit 
dürfte die nahezu vollkommene Identität der heutigen russischen und 
griechischen Ornamentik mit der Ornamentik der früher erwähnten Völker
	        
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