nicht genügend aufgedeckten gegenseitigen Einflüsse von Byzanz und
des persischen Reiches der Sassaniden. Die alte persische Ornamentation,
die persische Achitektur blieb von dem Einflüsse Roms und Byzanz'
nicht unberührt, wir haben sogar Beweise dafür, dass römische Bildhauer
in Persien arbeiteten, und umgekehrt hat es keinen Zweifel, dass Erzeug-
nisse der Textilindustrie geradezu im Großen aus Persien in das byzan-
tinische Reich eingeführt wurden, so gut wie aus Aegypten. Die Ver-
wandtschaft der orientalischen Motive mit der Hausindustrie der voran-
geführten Völker ist deshalb eine uralte, älter als die Einführung dieser
Industrien bei den erwähnten Nationen.
Zur Erklärung dieser Behauptung nur ein Beispiel.
lm ungarischen Theile der Anstellung in Budapest war unter dem
Namen des nSrpsko platnou ein feines durchsichtiges Baumwollgewebe
ausgestellt; das gleiche Gewebe fand sich auch in unserem Pavillon unter
dem Namen nMisir-r. Unser Volk nennt es auch nÖenaru und gibt ihm
noch andere besondere Namen, um die einzelnen Gattungen dieses Gewebes
von einander zu unterscheiden. Diese durchsichtige, dem indischen Cräpe
ähnliche Webe ist im ganzen Oriente in den Harems sehr beliebt und
verbreitet, so dass man leicht glauben könnte, sie sei eine orientalische
Specialität, welche wir, wie dies der Name vÖenaru anzudeuten scheint,
von den Türken übernommen haben. Allein dem ist nicht so. Diese Art
von Geweben diente bei uns noch ehe die Türken unser Vaterland be-
setzten, dazu, das Antlitz der Schönen zu bedecken, aber nicht zu ver-
hüllen. Der Name wMisirr- ist ein älterer und bezeichnet, wie mir scheint,
genau die wahre Heimat dieser Webe. Auch die Funde in El-Faijum ent-
halten eine große Anzahl solcher Fragmente und in Aegypten bestanden
im Alterthum berühmte Fabriken dieser durchsichtigen Gewebe, welche
die Alten ventus textilis oder linea nebula nannten. Als die Araber von
den Griechen Egypten für sich eroberten, blieb die Fabrication dieser
Byssusgewebe so in Blüthe, dass noch im Jahre 960 nach Christus aus
Aegypten nach Persien 30.000 Dinar (z6o.ooo bis 390.000 Francs) dieses
feinen Gewebes, dieses v-Misiru exportirt wurde. Diese Gewebe sind theils
ganz ohne Ornament, theils sind sie mit Streifen geziert, so wie in
uralter Zeit in Aegypten, wie noch jetzt überall, wo der wMisira ange-
fertigt wird. Solche mit Streifen verzierte Gewebe nennt man wSarbu,
was nach Karabacek's Erklärung nichts anderes ist, als das in arabischer
Weise ausgesprochene griechische Wort deilua, und an den Fisch usparus
salpaa erinnern soll, welcher gestreift ist, wonach die arabische wSarbu-
Leinwand eine mit Streifen gezierte Leinwand bedeuten würde.
Für Freunde kühner etymulogischer Deductionen wäre es verlockend,
aus diesem Worte den Namen des vSrbsko platnou abzuleiten, allein ich
glaube, dass sich der Ursprung dieses Namens auf einfachere Weise er-
klären lässt; nachdem solche Leinwand viel in Ungarn, namentlich von