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lichen Manufactur der Tapisserien und Möbel der Krone, welche kürzlich
in den Gobelins eröffnet worden war, ernannt. Alle diese Titel und Ehren
waren ihm aber nicht absichtslos in den Schoß geworfen worden; man
erkannte in ihm den hochbegabten Künstler und wollte mit Hilfe seiner
außergewöhnlichen Talente die weitgehendsten Pläne verwirklichen. -
Es handelte sich damals nicht allein darum, den Louvre zu vollenden,
ein Unternehmen, das so oft in Angriff genommen und wieder fallen
gelassen worden war, sondern auch dem Ruhme des Königs Monumente
aller Art zu errichten. Triumphbogen, Obelisken, Pyramiden, Alle-
gorien, gemeißelt und gemalt, sollten an den verschiedensten Orten an
Ludwig XIV. und seine Erfolge erinnern. Es gab nichts Großes noch
Prächtiges, das der König nicht ausführen lassen wollte. Medaillen, die
das Andenken an die großen Thaten des Königs der Gegenwart wie der
Nachwelt verkünden, sollten geschlagen werden, I-Ioffeste, Schauspiele,
Maskeraden, Caroussels und andere ähnliche Dinge sollten die großen
künstlerischen Unternehmungen zeitweise unterbrechen , und endlich
musste das Bedeutende wie das Unbedeutende beschrieben und in Kupfer
gestochen werden, damit auch das Ausland davon Kenntniss erhalte. Die
Realisirung solcher Pläne erforderte einen mächtigen Mann an der Seite
des Ministers, der für Alles das Sinn und Verständniss besitzt und dessen
führende Hand Plan und Ordnung in alle diese Unternehmungen bringt,
und daher die vielen Titel, Ehren und Auszeichnungen, welche Le Brun
erhielt.
Die Ernennung Le Brun's zum Director der Gobelins war 1663
erfolgt, die Statuten der Manufactur datiren aber erst vom Jahre 1667.
Im Artikel IV derselben werden die Künstler und Gewerbsleute auf--
gezählt, die unter Le Brun's Leitung arbeiten sollen: v-Maler, Meister am
I-Iochschaftstuhle (I-Iaute-Iisse-Weber), Goldschmiede, Gießer, Graveure,
Steinschneider, Tischler, Ebenisten, Färber und andere gute Arbeiter in
allen Künsten und Gewerben, die eingeführt sind, und die der königliche
Superintendent der Gebäude einzuführen für nöthig finden Wlfdnn _
Dieser Text lässt, wie man sieht, der Interpretation weiten Spielraum,
ein Vortheil, den Le Brun bestens auszunützen wusste. Die weiteren
Artikel beziehen sich auf die "Seminaren, die Schulen, welchen Le Brun
sowohl als Lehrer wie als Administrator ein Hauptaugenmerk zuwendete.
Damit ferner in diesem Volke von Künstlern der Wandertrieb nicht er-
wache und die Continuität der Verhältnisse von einem Tag auf den
andern in Frage stelle, vergaß Le Brun nicht, auch für das Leben der
Familien bestens Sorge zu tragen, so dass diese sich wohl fühlten unter
seinem kräftigen Schutze.
Der erste Leiter nach dem Director war der Schlachtenmaler Van
der Meulen; dann kam Monnoyer, der berühmte Blurnenmaler und eine
Reihe anderer vorzüglicher Künstler, unter denen I-Ienri Testelin, die
zwei Corneille, Noäl und Antoine Coypel, sowie die Thiermaler Boäl und