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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1891 / 10)

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Das Protectorat über die Ausstellung hatte die Großherzogin über- 
nommen, der Leiter des Ganzen war Director Hermann Götz. _ 
Die thätige Betheiligung nicht allein des regierenden Hauses, sondern 
noch vieler anderer fürstlicher Herrschaften und hervorragender Sammler, 
allen voran des Herrn G. J. Rosenberg in Karlsruhe, hatte einen Reich- 
thum an den schönsten Arbeiten aus den Zeiten Ludwig's XIV. und seiner 
Nachfolger ermöglicht, wie er selten beisammen gesehen werden dürfte. 
Und es ist nicht persönliche Liebhaberei, wenn wir hinzusetzen, dass die 
Malereien, viele nachweislich Arbeiten von Meistern ersten Ranges, über- 
strahlt wurden von den Gestellen: Jedem Beschauer musste sich der 
Wunsch aufdrängen, dass diese Wunderwcrke von Schnitz- und Einlege- 
arbeit, von Filigran und Email u. s. w. nicht wieder zerstreut werden 
möchten. Hoffentlich wird bei der Auswahl der Stücke, die in der von 
Gerlach und Schenk in Wien unternommenen Publication erscheinen 
sollen, dieser Umstand nach Möglichkeit berücksichtigt worden sein. 
Nach Möglichkeit: denn in manchen Fällen ist die Photographie außer 
Stande, eine Vorstellung von der reizenden Wirkung zu verschaffen, wie 
z. B. bei einem japanischen Filigranfächer mit durchsichtigem Email 
(Eigenthum der Freifrau v. Gagern in Erlangen), einem chinesischen 
Elfenbeinfächer, durchbrochen und mit Grün, Roth und Gold in Lack- 
farben bemalt (Bayerisches Gewerbemuseum) u. A. m. ' 
Wie schon aus den letzen Anführungen hervorgeht und sich übrigens 
von selbst versteht, waren auch die überseeischen Länder, verschiedene 
mit ihren primitiven Bast- oder Palmenfächern, war Spanien, waren auch 
frühere Jahrhunderte durch Fahnenfächer, Wedel u. dgl. m. reichlich 
vertreten. Von Werth ist es, durch den Katalog einen Ueberblick über 
den Fächerbesitz so vieler ölfentlicher und Privatsammlungen zu erhalten. 
In stilistischer Beziehung fiel auf, dass das Rococo den Charakter 
des Geräthes besser im Auge behalten hat, als die folgenden Perioden. 
Die Darstellungen, ob nun zusammenhängend das ganze Blatt bedeckend 
oder (häufiger) in einzelne umrahmte" Bilder zerlegt, waren in der Regel 
passend in den Raum componirt, also die Gestalt des Kreisausschnittes 
und die durchgehenden Radien des Gestelles gebührend beachtet, dazu 
mit seltenen Ausnahmen heitere Vorwürfe, Tanz- und Liebesscenen, 
Schäferspiele u. dgl. gewählt. Aus der Zeit Ludwig's XIV. begegneten 
historische und allegorische Malereien, gegen Ende des Jahrhunderts 
aber wird alles gemalt, und zwar ohne Rücksicht auf die Grundform, 
sondern als 0b das Fächerblatt aus einem größeren Bilde herausgeschnitten 
wäre. Und dieser Manier folgt merkwürdigerweise die Gegenwart fast 
ausschließlich. Vor vielen neuen Fächern musste man sich fragen, wie 
das Bild an diesen Gegenstand gerathen sei. Da waren Schneelandschaftcn 
mit sich tummelnden Bauernkindern, bewegtes Meer mit großen Segel- 
booten, Sumpfplianzen mit allerlei Gethier, Spinnennetz etc. - das soll 
japanisch sein! - die AldobrandinPsche Hochzeit mehrmals, Figuren-
	        
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