496
hat und unverkennbar der Einfluss der Museen und Fachschulen zum
Ausdrucke gelangt.
Anstalten und Schulen, z. B. der Böhmische Frauen-Erwerbverein,
das Comite zur Verbreitung nationaler Stickerei, der Leitomischeler
Frauenverein und noch viele andere, deren Leiterinnen zumeist Schüle-
rinnen der Wiener Fachschule für Kunststickerei sind, leisten Vorzüg-
liches und erziehen gute Arbeitskräfte für die Industrie. Ebenso machen
sich Schülerinnen dieser Anstalten selbständig und unterrichten in kleinen
Städten und Orten junge Mädchen, die dann für die Industrie schätzens-
werthe Leistungen bieten. Mit dem beharrlichen Sinne und dem Fleiße,
der dieser Nation eigen ist, was schon bei der Spitzenfabrication zur
Geltung kam, erreichen sie dann leicht eine hohe Stufe in der Stickerei,
und da jetzt, Dank dem Oesterr. Museum, die Anregung gegeben ist,
nur wahrhaft Schönes und Gutes zu leisten, werden von Industriellen
und Lehrerinnen nur gute Vorbilder verwendet und die fleißigen Hände
leisten Arbeiten, an denen man sich freut, und die einen besseren Erwerb
geben als vordem. Es war mir auch erfreulich, auf meine eingehenden
Erkundigungen zu hören, dass durch die intelligenten Lehrerinnen, welche
mit den Großconsumenten selbst in Verbindung treten, der Zwischen-
handel in dritter und vierter Hand mehr und mehr aufhört, obwohl dies-
bezüglich noch Manches zu wünschen wäre.
Es lässt sich wohl nicht läugnen, dass auch auf der Prager Aus-
stellung noch Vieles vorhanden ist, was an die Schreckensherrschaft
greller Farben und idyllischer Zeichnung auf blauem Strarnin erinnert,
oder nutzlose Spielereien, als deren Hauptverdienst mangelhafte Werk-
zeuge etc. angeführt sind. Diese Ausstellerinnen sind zumeist Dilettan-
tinnen, aber leider auch Volksschullehrerinnen.
Im Ganzen bieten die in Prag ausgestellten Handarbeiten das er-
freuliche Bild der aufkeimenden guten Saat, und als dankbare Verehrerin
und stets bereite Jüngerin des Oesterr. Museums fühlte ich das Bedürf-
niss, dieses Ew. Hochwohlgeboren mitzutheilenm
Amtlicher Bericht über die königliche Kunstakademie und
Kunstgewerbesohule in Leipzig, 1890. Nicht leicht hat wohl ein
Schulbericht eine so glänzende und künstlerisch gediegene Ausstattung
erhalten, wie dieser Bericht, den der Director der Leipziger Akademie-
und Kunstgewerbeschule, Geheimer Hofrath Professor Nieper, verfasst
hat. Erstattet über Aufforderung des Ministeriums, ist er doch allen
Freunden jener beiden Anstalten bestimmt und denselben als ein wür-
diges Geschenk zugesendet worden. Der ausführliche Bericht über die
Thätigkeit und die Ereignisse beider vereinten Kunstanstalten ist mit
einer Reihe von Zeichnungen, Compositionen, kunstgewerblichen Ent-
würfen und Ornamenten aus den Leistungen der Schüler begleitet. Sie
legen das beste Zeugniss ab sowohl für die Strenge und den Erfolg des
Unterrichts, wie für die Vielseitigkeit dessen, was gelehrt wird. Der Be-
richt, man kann sageri das Werk, denn als solches stellt es sich in Form
und solidester Ausstattung dar, hat noch eine doppelt schätzenswerthe
Zugabe erhalten, einmal künstlerisch in einer Anzahl Porträts aus dem
sächsischen Königshause und sodann litterarisch in einem sehr lesens-
werthen Aufsatze, einer Arbeit des jüngst verstorbenen Hauptes der Kunst-
historiker, Anton Springer, "Ueber die Aufgaben der graphischen Künste-i.
J. v. F.
Für die Redactiou verantwortlich: J. Folneaiu und F. Rilkr.
Selbstverlag des k. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie.
Buehdmrlni von cm oww. au... u. Wien.