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ein Kranich trinken aus einer Schüssel, daneben ein Pagagei; ein Mann
sitzt, ein Windrädchen vor sich hinhaltend, in einem von einem zweiten
Manne gezogenen Schlitten; zwei Hunde raufen um einen Knochen;
ein zu Boden geworfener Bauer wird von zwei Weibern durchgebläut
u. a. m. Es ist fast unglaublich, mit welch' einfachen Mitteln solche
Gruppen klar in der Anordnung und ungemein ausdruckvoll in den
Bewegungen der Figuren herzustellen möglich waren. Besonders lebendig
ist das Bild einer Schmiede mit zwei, beim Amboss arbeitenden Männern
und einem dritten, mit dem Blasbalg bei der Esse; ferner voll Anmuth
die Scene mit einer sitzenden Dame, welcher ein junger Mann knieend
einen Becher darreicht, während ein zweiter, unter einem Baum sitzend,
in zierlicher Haltung die Laute schlägt. Die einzelnen Plättchen sind ab-
wechselnd mit blauen und rothen Metallfolien unterlegt. Auch diese
Arbeit erscheint als deutsche bezeichnet, doch mit einem Fragezeichen.
Damit wäre ein Beispiel jener in der Litteratur als seltene Kostbarkeiten
bezeichneten nEmaux en resille sur verreii, der "auf Krystall applicirten
Emaillenß und wie man sie sonst noch heißt, vorgeführt, bezüglich welcher
hinsichtlich ihrer Herstellungsart lange Zeit nur Meinungen verbreitet
waren, welche auch niemals mit Entschiedenheit zum Ausdruck kamen.
Doch scheint im Allgemeinen als ziemlich feststehend angenommen worden
zu sein, es wäre die Anfertigung solcher Objecte der Hauptsache nach
nur mit Hilfe eines höchst mühevollen mechanischen Verfahrens möglich
gewesen, mittels welchem in die Oberfläche eines entsprechend geformten
Glas- oder Krystallkörpers Goldfiguren eingelassen worden wären, um
nachher noch durch Graviren, Ernailliren, Schleifen etc. ihre Vollendung zu
erhalten. Von Arbeiten dieser Art sind wohl kaum mehr als etwa io-iz
Objecte in Allem erhalten. Von diesen wenigen Beispielen zeigt, so viel dem
Schreiber dieses bekannt ist, nur die Londoner Kette menschliche Figuren ")_
Die große Seltenheit hat wohl zur Bekräftigung der Annahme einer so ausser-
gewöhnlich schwierigen Herstellungsweise, wie der eben angedeuteten,
beigetragen. Derzeit ist es aber kein Geheimniss mehr, dass wir es hier
weder mit einem lncrustationsverfahren, noch auch mit der Verwendung
von Krystall oder Krystallglas zu thun haben. Sollten nun aber nach
Feststellung des richtigen, weit einfacheren Verfahrens diese kleinen Kunst-
werke weniger beachtenswerth sein? - Eher möchte man das Gegentheil
als gerechtfertigt annehmen.
Im vorigen Jahrhundert besaß England eine kunstgewerbliche Spe-
cialität in den Emailarbeiten von Battersea. Allem Anscheine nach
gehören diese Erzeugnisse noch zu den Resultaten später Bestrebungen,
Porzellanobjecte kleinerer Dimension ihrer äußeren Erscheinung nach in
') Eine Anznhl crnnmentnl ausgestatteter Plättchen der gleichen Herstellungsweise,
olfenbnr früher zu einer ähnlichen Kette gehörig, befinden sich, in den Boden einer sil-
bernen Asehenschale eingelassen, in der Sammlung Figdor in Wien.
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