nehmlich Wellenranken und einfache Bandverschlingungen; die zwölf
Zodiakalzeichen auf dem vorderen Consolbrett entsprechen gleichfalls der
antikisirenden Ornamentik. Figürliche Scenen erscheinen überhaupt mit
Vorliebe eingeflochten, wogegen die linear stilisirten Blüthenzweige, wie
sie die hessischen Stühle vornehmlich zeigen, in der Verwendung noch
ziemlich zurückstehen.
Außer dem erwähnten Kopenhagener Stuhl finden sich bei du
Chaillu noch einige andere aus Island und Norwegen, an denen insbe-
sondere die Zwergbalustrade immer wiederkehrt; auch die Kugeln als
Bekrönung der Vorderbeine, wie wir sie an den hessischen Stühlen als
typisch kennen gelernt haben, finden sich an einem Beispiel (S. 257)-
Die Zeitbestimmung dieser nordischen Stühle ist eine sehr schwierige,
da sich die alten Ornamentformen im Norden ganz ungewöhnlich lange
erhalten haben, so dass wir in Scandinavien noch im XVI. Jahrhundert
Verzierungen antreden, die wir sonst nirgends unter die romanische
Periode herabsetzen dürften. Es könnte daher gar nicht überraschen,
wenn der oben beschriebene Kopenhagener Stuhl trotz seiner alterthüm-
lichen Ornamentik ein Datum aus dem XV. Jahrh. aufweisen würde. Im
Text von du Chaillu vermisst man vollständig jegliche Zeitbestimmung,
die übrigens bei der unglaublichen Kritiklosigkeit des sonstigen Inhaltes
ohnehin werthlos wäre.
Bei der wesentlichen Uebereinstimmung, die wir zwischen dem
nordischen und dem hessischen Stuhle feststellen konnten, erscheint es
schon von Vornherein sehr wahrscheinlich, dass die beiden gemeinsame
Grundform, sowie die damit verbundene Verzierungsweise einstmals in
dem ganzen zwischen Scandinavien und Mitteldeutschland liegenden Gebiet
verbreitet gewesen sein mochte, und an einzelnen Punkten vielleicht bis
zum heutigen Tage noch in lebendiger Uebung geblieben ist. Es findet
sich wenigstens in der "Leipziger Illustrirten Zeitung: Nr. 242i vom
23. November 1889 ein Bauernstuhl aus Jamund in Pommern abgebildet,
der sich in vielen Einzelheiten mit den beschriebenen hessischen Stühlen
berührt. Allerdings die auffallendste Eigenthürnlichkeit dieser - die
trapezförmige Lehne - mangelt dem pommerischen Exemplar, dessen
Lehne einfach zwischen zwei parallel aufsteigende Pfosten eingeklemmt
ist und oben halbrund abschließt. Aber die parallelogrammatisch an-
steigende Form der Lehne ist in diesem Falle keineswegs entscheidend,
da wir es biebei mit einem Armstuhl zu thun haben, dessen Armstützen
mit einer trapezförmigen Lehne nicht gut zu vereinigen waren. Dagegen
herrscht vollständige Uebereinstimmung mit den hessischen Stühlen
in der quadratischen Grundform, dem Binsengeflecht des Sitzes, der
Zwergbalustrade der Lehne, dem Abschluss der Lehnpfosten in drei-
blättrigen Blumen, und vor Allem in der Ornamentik, sowohl nach der
Technik als nach dem Inhalte derselben. In der Bemalung herrscht -
der Beschreibung nach - Blau vor, daneben Roth, Gelb und Braun,