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eigenes Grabmal überträgt. Gleich lebhaft wie für dieses interessirte sich Ferdinand für
die endliche Vollendung des Maxgrabes in der Franciscaner-Hofkirche, bei der er sich
neben der Hilfe Colin's auch derjenigen des Gießers Hans Lendenstreich, des Schlossers
Jörg Schmidhammer, endlich des von ihm zum Zwecke des Gusses des den Kenotaph
krönenden Kaiserbildes besonders berufenen italienischen Bildgießers Ludwig de Duca
bediente. Von den sonstigen zu Erzherzog Ferdinand in naheren oder entfernteren,
kürzeren oder dauernden Beziehungen stehenden künstlerischen Personlichkeitemerwahnt
der Vortragende drei Namen, die auch sonst in der Kunstgeschichte einen guten Klang
haben: Francesco Terzio, des Erzherzogs Hnfmaler und Zeichner des bekannten Pracht-
werkes, der lmagines domus Austriacae - Wenzel Jamnitzer, den bekannten Nürnberger
Goldschmied, mit dem Ferdinand namentlich wegen Anfertigung einer silbernen Credenz
in längerem Briefwechsel stand - und Ginvanni da Bologna, dem er den Bildhauer Pietro
Francavilla mit bestem Erfolge empfahl.
An der Hand bisher unbekannter urkundliche: Belege wird sodann nachgewiesen,
dass auch der Beginn der Thatigkeit Ferdinand's als Sammler noch in die Zeit seines
Aufenthaltes in Prag, also vor 1567 fallt, und dass er schon damals besondere Vorliebe
für historisch interessante Waffen und Rüstungen einerseits und Portrlts, namentlich
Familienbilder, zeigt. Systematisch beginnt er freilich erst nach dem Tode Philippinens,
nicht allein die genannten, sondern auch sonst zahlreiche Kunstobjecte zu sammeln,
deren wissenschaftlich geordnete Neuaufstellung im Kunstbistorischen l-lofmuseutn geeignet
sein wird, das unvergangliche Verdienst des Gründers dieser prachtigen Sammlung, Erz-
herzogs Ferdinand von Tirol, und seines unermüdlichen Berathers und Helfers Jacob
Schrenckh von Notzingen, in seiner ganzen Große zu würdigen.
Litteratur- Bericht.
Japoneries d'automne. Par Pierre Loti. Paris, C. Levy, 1889. 8". 356 S
M. 3'5o.
Unter dern Namen Pierre Loti verbirgt sich ein höherer französischer Marine-
oflicier, welcher das Lesepublicum bereits mit mehreren geistreichen Schriften erfreut
hat. Die Bestimmung seines SchiGes führte ihn auch nach Japan, wo _er einen Herbst
zuzubringen hatte. Daher der Titel. Das kleine Buch, das von diesem Aufenthalt erzahlt,
ist zwar nicht eigentlich der Kunstwelt gewidmet; es berichtet nur frisch, geistreich,
mit Witz und Humor, andererseits aber auch mit poetisch, stimmungsvoll empfundene!"
Auffassung, wie die Franzosen das so gut verstehen, von dem, was der Verfasser ge-
sehen, beobachtet und erlebt hat. Dazu gehören nun auch die Dinge der Kunst, die sich
ja in Japan auf Schritt und Tritt durch ihre Eigenthümlichkeit dem Besucher aufdrängen.
So schildert der Verfasser den heiligen Berg und seine alten Tempel nicht nur mit dem
Eindruck eines gebildeten, für die intimsten Reize der Natur empfanglichen Besuchers,
sondern auch mit dem Auge des Künstlers. Auch ohne bildliche Begleitung weiß er uns
eine klare Vorstellung jener merkwürdigen Stätte und ihrer alten Bauten zu geben. An-
dererseits ist dasjenige, was er über das japanische Haus und seine Ausstattung, über die
Garten und die zahllosen Erzeugnisse der Kunstindustrie zu sagen weiß, wohl geeignet,
manche Illusion, manche Schwärmerei auf ihr wahres, richtiges Maß herabzudrücken.
Der Verfasser ist zu unbefangen, um für Japan zu schwärmen, aber er erkennt alles Gute
und Reizvolle willig an. J. v. F.
tt
Aegyptische Kunstgeschichte von G. Maspero. Deutsche Ausgabe von
Georg Steindorff. Mit 316 Abbild. im Text. Leipzig, W. Engelmann,
1889. 8". IX, 335 S. B. 5'58.
Jene Unmittelbarkeit, Kürze und Klarheit, welche die wissenschaftlichen Arbeiten
englischer Autodidakten auszeichnet, ist bekanntlich auch ein Vorzug der Publicationen
des Franzosen Guido Maspero. Namentlich hat es dieser berühmte Philologe und
Kenner agyptischer Alterthumer verstanden, die Geschichte der ägyptischen Kunstindustrie
in einer Weise zusammenzufassen und um bestimmte Ausgangspunkte zu gruppiren, der
wir nichts Gleichwerthiges an die Seite stellen können. Der langjährige Direetor des
Museums von Bulak war eben wie selten Einer in der Lage, gerade auf diesem Gebiete
zu selbständiger und umfassender Anschauung vorzudringen. Wir brauchen hier nur
z. B. an das zu erinnern, was über agyptisches Porzellan, über Email, über die zahl-