mehr aussichtslos wäre, und gewiss auch in Bezug auf die Marcantonkchen
Stiche manche lang vermisste Aufklärung schaHen würde. Vielleicht ist
dann auch der dieser Untersuchung zu Grunde liegende Arrazzetto be-
rufen zur Gewinnung gesicherter Ergebnisse beizutragen, und es wäre
daher erwünscht, wenn derselbe beim Verkaufe, zu dem er gegenwärtig
ausgeboten ist, nicht im Handel verschwinden, sondern in den Besitz einer
öffentlichen Sammlung oder eines namhafteren Sammlers und Kunst-
freundes gelangen möchte, wo er der Kunstforschung fortdauernd zu-
gänglich bliebe.
R. von Waldheim.
Aus dem Kreise der Persönlichkeiten, welche das Oesterr. Museum
als seine Freunde in vollem Sinne betrachten darf, ist am 2. Januar ein
Mann abgerufen werden, dem nach menschlichem Ermessen noch ein
langes Wirken hätte beschieden sein sollen. Am 12. December 1832 ge-
boren, konnte Rudolf von Waldheim weder den Jahren, noch bis vor
Kurzem seiner Erscheinung nach ein alter Mann genannt werden; und
wenn er in letzter Zeit sich wiederholt genöthigt sah, während der
Wintermonate ein südlicheres Klima aufzusuchen, so brachte er stets
frische Rüstiglteit mit zurück, und nahm, wie früher, thätigen, fördernden
oder doch wohlwollenden Antheil an allen Vorgängen und Bestrebungen
innerhalb des weit gezogenen Kreises seiner lnteressen. Auch diesmal
schien der ihm liebgewordene Aufenthalt in Abbazia seinen Zweck zu
erfüllen; noch am 25. December rühmte er in einem Schreiben an mich
die milde Luft am Meere im Vergleiche mit dem Höhenklima, unmittel-
bar darauf muss ihn die Seuche überfallen haben, welche'in diesem Winter
so viele Opfer gefordert hat.
Er entstammte einer deutschböhmischen, aber bereits durch mehrere
Generationen in Wien ansässigen Familie, welche schon im 15. Jahr-
hundert einen hervorragenden Rang unter den böhmischen Glasmachern
einnahm, und von Kaiser Rudolf ll. den Adel und das Prädicat von
Wald heim zu dem ursprünglichen Namen Schürer empfing. Hat die
oft laut werdende Klage Grund, dass Oesterreich so arm sei an alten
Bürgergeschlechtern, weil schon die Enkel eines Mannes, der es durch Fleiß
und Unternehmungsgeist zu angesehener Stellung in der Geschäftswelt ge-
bracht hat, aus ihrer Sphäre herauszustreben pflegen, so steht hier ein wohl-
thuendes Beispiel des treuen Festhaltens an Bürgersinn und bürgerlicher
Thätigkeit vor unseren Augen, und zeigt, wie gut sich damit die Pflege
geistiger Interessen und künstlerischer Neigungen vereinigen lässt. Zumal der
uns jetzt Entrissene war eine Künstlernatur und zugleich ein ausgezeichneter
Geschäftsmann. Als Jüngling erlernte er das Holzschneiden in der k. k. Hof-
und Staatsdruckerei und unternahm es, diesen Zweig der graphischen Repro-