Der Atlas von Schreiber wird der allgemeinen Beachtung eine Gattungdesgriechischen
Reliefs naher bringen, die man bis jetzt noch zu sehr bei Seite liegen ließ, trotz-
dem sie ganz eigenartig ist, ja grundverschieden von dem Relief der eigentlich elassischen
Periode der antiken Kunst. Nicht mehr wie in dieser steht in der hellenistischen Zeit
die Reliefplastik ausschließlich im Dienste der Oeifentlichkeit und der Architektur, sie
bildet nicht mehr blos Metopen und Friese, wir sehen sie ein Gebiet erobern, das ihr
gegenwärtig ganz verschlossen ist, das Wohnhaus. Losgelßst von der Architektur, frei
von der Nothwendigkeit monumental zu wirken, schafft sie für dieses das Cabinetsbild
mit seinem intimen Reiz, seiner Vorliebe für idyllische Auffassung der Stoffe aus dem
Menschen-, Heroen- und Naturleben, sowie für das Detail und miniaturmaßige Aus-
führung derselben. Ms.
ö
Das k. k. Hofhurgtheater in Wien, erbaut von Karl Freih. v. Hasenauer.
Photographie und Lichtdruck von J. Löwy. Wien, V. A. Heck, 1890.
qu. F01. H. 40.
In erster Linie für das kunstliebende Laienpublicum berechnet, beabsichtigt diese
Publication die decorativen Effecte sowie die Leistungen der einzelnen Künstler im neuen
k. k. Hofburgtheater in ihrer reichen Mannigfaltigkeit und gediegenen Pracht zu veran-
schaulichen. Ein Vorwort von E. Ranzoni bildet zu den Tafeln erwünschte Erläute-
rungen und spricht sich auch über die allgemeine Anordnung und Baugeschichte in
Kürze aus. in den Lichtdrucktafeln finden wir die wichtigsten Außenansichten, eine
Reihe der schönsten Partien aus dem Inneren, die künstlerisch bedeutendsten Sculpturen
von Weyer und Benk und die stattliche Zahl von Gemälden von Eisenmenger,
Ruß, E.Cha rlemont, Karger, Hynais, Matsch und Klimt. Auch einige kunst-
gewerbliche Arbeiten in Bronze, entworfen von Hasenauer, haben in dieser Auswahl
ihren Platz gefunden. Fs.
n
Charakteristische Holzbauten der Schweiz vom 16. bis xg. Jahrhundert,
nebst deren inneren Ausstattung. Nach der Natur aufgenommen von
Gladbach. 32 Tafeln in Lichtdruclt mit illustr. Text. (Voll-
ständig in 4 Liefgn.) Berlin, Claesen 8c Co. t. Liefg. M. 9.
Der durch verschiedene, höchst verdienstvolle Publicationen über die Holzerchi-
tektur der Schweiz bekannte Verfasser bringt in der vorliegenden ersten Lieferung eine
Reilie sehr charakteristischer Holzbauten aus verschiedenen Cantnnen der Schweiz. Per-
speetivisch dargestellte Details erlautern die Gesammtansichten in wirkungsvoller Weise;
auch Theile der inneren Ausstattung, wie ein in dieser Lieferung enthaltenes Buffet
summt Waschschrank darthut, sollen in dieser neuen Publication zur Darstellung gelangen.
Die 3 vorliegenden Tafeln lassen von den folgenden das Beste erwarten. H-e.
i
Der Bilderschmuck in den Sacramentarien des frühen Mittelalters. Von
Anton Springer. Sonderabdruck aus dem XI. Bande der Abhand-
lungen der philologisch-historischen Classe der königl. sächsischen
Gesellschaft der Wissenschaften. Leipzig, 1889. gr. 8". 42 S. M. z.
Ausgereifte Erfahrung auf dem Gebiete mittelalterlicher Kunst ist es, die uns aus
dieser neuen Arbeit Springer's allerwarts entgegenblickt. Fur die Geschichte der Buch-
malerei und der christlichen lkonographie ist sie ebenso wichtig, wie für die Kenntnias
der frühmittelalterlichen Bucheinhtlnde, über die sich der Autor zwar nur anhangsweise,
aber ausführlich genug verbreitet. Von L. Delisle'a Studien ausgehend, spricht Springer
zunachst über die allgemeine Gliederung der Sacramentarien als Vorgänger der Missale.
Bezüglich der künstlerischen Ausscnmückung kommt der Autor zu dem Schlusse,
dass hier eine gewisse Regel waltete, udass insbesondere die Eingangsworte der Prafation
und der Anfang des Kanons künstlerisch hervorgehoben wurdenu. Die Psalterillustrationen
genossen in dieser Beziehung eine großer: Freiheit, wie aus einer älteren Arbeit Sprin-
ger's hervorgeht. Die Evangeliare hatten in ihrer Auaschmückung nur die aus der syri-
schen Kunst stammenden Kanonesarcltitekturen und die Evangelistenbilder gemeinsam.
lm Uebrigen scheint es, dass sie ziemlich zwanglos illustrirt wurden.
Springer geht nunmehr auf die ältesten erhaltenen Sacramentarien über, auf die
merowingischen in der Vaticana und in der Pariser Nationalbibliothek, wobei auch darauf
hingewiesen wird, dass die figurirten Buchstaben, die in byzantinischen und merowin-
gischen Handschriften vorkommen, aus der spatantiken Kunst herstamiuen dürften. Be-