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Wächters eine Inschrift, von welcher deutlich die Worte zu lesen sind:
Peeter de Aasettl - Bruesel. Durch letzteres ist wohl der Brüsseler Ur-
sprung sichergestellt, wogegen der voranstehende Name noch keine end-
giltige Zuweisung gefunden hat. Ilg vermuthete die Verballhornung eines
Städtenamens und glaubte etwa Peter de AsselMHasselt) lesen zu sollen,
wobei das Wörtchen de als französische Uebersetzung des Hämischen van
aufzufassen wäre. Dagegen hat aber Bucher mit gutem Grunde geltend
gemacht, dass dem damaligen Brüsseler Sprachgebraucbe gemäß das de
lediglich als der flämische Artikel der aufgefasst werden darf. In dem
Worte Aasettl haben wir sonach nicht einen Ortsnamen, sondern ein
Epitheton des Peeter zu erblicken, das allerdings seiner Deutung von
sprachkundiger Seite vorläufig noch entgegensieht.
Man hat auch versucht, die genannte Inschrift mit dem Namen des
Pieter van Aelst, des berühmten Wirkers der Raifael-Arazzi, in Verbin-
dung zu bringen. Die Leistung, die uns in der Trienter Folge entgegen-
tritt, wäre allerdings jenes Meisters nicht unwürdig, aber zu einer ernst-
lichen Begründung der Identität der beiderseitigen Wirker fehlt doch jeder
Anhaltspunkt. Da nun aber die Frage nach den Beziehungen der Trienter
zu den RaEael-Arazzi einmal aufgeworfen ist, so sei sofort auch betont,
dass die ersteren gegenüber den letzteren in gewisser Beziehung sogar
eine höhere Vollkommenheit beanspruchen dürfen. Wenn man nämlich
an den vaticanischen Arazzi vielfach die Beobachtung gemacht hat, dass
die Ausführung des flämischen Wirkers den Intentionen des römischen
Cartonzeichners nicht vollständig gerecht geworden ist, so muss ein
solcher Tadel Angesichts der Trienter Teppiche verstummen. Denn die
Zeichnung zu diesen stammt zweifellos von einem einheimischen flämi-
schen Meister, der sich allerdings die Vorzüge der welschen Weise,
namentlich im ornamentalen Beiwerk, schon zu eigen gemacht hat, ohne
gleichwohl in den Manierismus der späteren zu verfallen. Für den Wirker
war es nun gewiss weit natürlicher und geläufiger, die Vorlage von der
Hand eines einheimischen Künstlers in's Textile zu übertragen.
Von anderen bekannt gewordenen Denkmälern stehen den Trienter
Arazzi am nächsten die Darstellungen aus dem Roman de la Rose bei
Sir Rich. Wallace, und der Teppich mit den Miracles de la statue de
Notre Dame du Sablon in der Collection Spitzer, welch' letzterer Teppich
laut Inschrift im Jahre 1518 vom Reichspostmeister Franz von Taxis
bestellt worden ist. Hieraus ergibt sich auch ungefähr die Zeitstellung
der Trienter Arazzi.
Aus dem Trienter Domschatze ist ferner noch ein bisher unbekannt
gebliebenes Stück zur Ausstellung gelangt, das den Evangelisten Johannes
auf Pathmos darstellt, und nach Ort und Zeit des Ursprungs mit der
früher genannten Suite eng zusammenzuhängen scheint. Es liegt nahe
diese Darstellung mit der Apokalypse in Verbindung zu bringen, aus
welcher wir eine ganze Reihe von Scenen, augenscheinlich unter Dürer-