zeug für jeden Freund der vornehmsten aller technischen Künste genannt werden, und
darum lasst sich hoffen, der Verleger werde für seinen Unternehmungsgeist belohnt und
zu einer Fortsetzung ermuthigt werden.
Die Marken sind in doppelter Größe nebst der Form der Punze wiedergegeben,
und zwar so, dass das Vertiefte schwarz, das Erhabene weiß erscheint. Mit durchlaufender
Ordnungsnummer sind sie nach den Ländern und innerhalb dieser nach den Stadten in
alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. So unter 92 deutschen Stadten 1734 Beschau-
zeichen, Meistermarken u. s. w. Die übrigen vertheilen sich folgendermaßen: Belgien 30,
Dänemark 47, Frankreich 196, Großbritannien 72, ltalien a1, Niederlande 139. Gester-
reich-Ungarn 145, Russland 59, Schweden und Norwegen 42, Schweiz 115. Die Gesamtm-
ziffer, welche auf dem Titelblatte rund mit eooo angegeben ist, beträgt nämlich in
Wirklichkeit 2600. Das Aufsuchen der einzelnen Daten ist durch ein nach Buchstaben,
Figuren und Ziffern geordnetes Markenregister und Verzeichnisse der Goldschmiedenamen
und der Besitzer der betreffenden Gegenstände leicht gemacht. - Die Ausstattung des
Werkes ist vortrefflich.
Das bald nachher erschienene Dictionnaire von Ris-Paquot zeichnet sich, wie
alle Nachschlagebücher des Verfassers, durch Handlichkeit und praktische Einrichtung
aus. Es bringt zuerst die Statuten und Privilegien der Goldschmiede und Juweliere von
Paris, dann die Wappen der Goldschmiedezünfte Frankreichs nach den Städten geordnet,
Erklärung der auf jeder französischen Goldschmiedarbeit in bestimmter Reihenfolge ange-
brachten vier Stempel, hierauf als Haupttheil die Buchstaben und die figürlichen Marken,
endlich ein alphabetisches Verzeicbniss der Gardes de Ynrfevrerie de Paris von t337 bis
1710 und ein Namenregister. Somit bildet es eine nützliche Ergänzung des Rosenbergschen
Werkes, aber nur für Frankreich. Denn, wie schon aus der Inhaltsangabe zu ersehen,
und wie man leider bei den meisten französischen Autoren gewohnt ist, existirt für
Ris-Paquot eigentlich nur sein Vaterland. Die ausländischen Marken, welche der Titel
verspricht, betreffen fast ausschließlich England. Zur Charakteristik genügt, dass der
Augsburger Stadtpyr, von dem Rosenberg 88 Typen beibringt, gar nicht erwähnt wird,
das Nürnberger N mit dem Weberschidchen Hans Webers, 1' l 34. als an einem wider-
corme (so!) im Louvre vorhanden aufgeführt, und dies Gefäß einfach als deutsche Arbeit
vom Anfange des 16. Jahrhunderts bezeichnet ist. Nicht einmal Spanien wurde berück-
sichtigt, für welches Land doch dem französischen Werke des Baron Davillier einiges wäre
bequem zu entnehmen gewesen! B.
ü
Wien vor CL Jahren, nach gleichzeitigen Aufnahmen von Kleiner etc.
Lichtdruck von J. Löwy. Wien, Ad. Lehmann, 1890. qu. Fol. 1. Liefg.
H. 3.
Der dieser Unternehmung, von welcher das erste Heft erlchien, zu Grunde liegende
Hauptgedanke ist jedenfalls ein gesunder, aber das Werk scheint uns etwas flüchtig und
oberflächlich angelegt. Man wird nachgerade gewahr, dass neuestens mit den bequemen und
raschen Mitteln der modernen Vervielfältigungstechniken geradezu eine Art Raubbau in
den Schätzen der altenKunstwelt betrieben wird. Es ist ja kein Zweifel, dass die Stich-
werke des alten Wien in den Ausgaben ihrer Zeit ziemlich selten und kostbar geworden
sind, dass daher der Wissenschaft und Kunst ein schöner Dienst geleistet würde, wenn
diese wichtigen Darstellungen durch Mittel der modernen Reproduction zu wohlfeilem
Preise wieder leicht zugänglich gemacht werden; jedoch, solche Erneuerung müsste dann
vollständig und gründlich geschehen, nicht so anthologisch und beschrankt. Eine ca m-
plete Neuausgabe der Fischefschen Prospecte, der PfeHeFschen Ansichten, Sedelmayfs
Dilucida representatio, PfeEePs Gartenwerk wären sehr erwünscht (Schütz - nicht
Schütze, wie hier gesagt wird - gehort schon nicht mehr in v-Wien vor 150 Jahrem!),
jedenfalls aber in erster Linie eine in ihrem ganzen Umfange. Dieses pllnlose, will-
kürliche Herausreißen des Einen und Andern kann gar kein wahres Bedttrfniss befrie-
digen. Zudem ist der Titel sehr schlecht gewahlt. Wien vor 150 Jahren - das wlre
1740 -, die meisten der schon im ersten Heft gebrachten Architekturen sind aber viel
älter; ferner gehören doch bloße Projecte wie jene zur Burg und zum Hofstallgebäude
nicht in ein nWien vor tgo Jahrent. Es zeigt sich in der Anlage des Unternehmens eben
keine rechte fachkundige Hand. Uebrigens wird selbst diese fragmentarische Gabe noch
immer Manchem XVillkommenes bieten, wenn schon der Fachmann nach wie vor zu den
seltenen Originalausgaben zurückzukehren gezwungen sein dürfte. Ganz vorzüglich scheinen
uns die klaren und reinen Lichtdrucke L6wy's gelungen. l.
i
Jahrg. 1890." 6