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Jubiläum des n.-ö. Gewerbevereines. Die Feier des Sojährigen
Bestandes des n.-ö. Gewerbevereines hat auch das Oesterr. Museum
und der Wiener Kunstgewerbeverein zum Anlass genommen, das bis-
herige Wirken und die Bedeutung dieser Körperschaft zu ehren. Sowohl
das Museum als der Kunstgewerbeverein haben in der am 28. Februar
abgehaltenen Festversammlung von P. Pollack kunstvoll ausgestattete
Glückwunschadressen überreicht. Das Museum war durch die Herren
Excellenz Graf Edmund Zichy, Hofrath Jacob v. Falke und Hofrath
Josef Storek, der Kunstgewerbeverein durch seinen Präsidenten kaiserl.
Rath Alois Hanusch, das Ausschussmitglied Ludwig Wilhelm und
den Schriftführer Dr. Eduard Leisching bei den Festlichkeiten vertreten.
Eine alte Meisterlade. Der Vorsteher-Stellvertreter der Wiener
Schneidergenossenschaft entdeckte kürzlich die seit mehr als 20 Jahren
abgängige Meisterlade der Wiener Schneiderzunft. Auf dem Deckel der-
selben ist in eingelegter Holzarbeit die Jahreszahl 159g ersichtlich. An
der vorderen Seite der Meisterlade, die etwa 80 Centimeter lang, 50 Centi-
meter breit und ebenso hoch ist, befindet sich die Inschrift: wRenovirt
1835.11 Gleichzeitig wurden Sehnittzeichnungen aus dem 14.. Jahrhundert
und Abbildungen von allerlei weltlichen und geistlichen Cestlimen aus
dem Mittelalter an's Tageslicht gefördert.
Mosaik von Orvieto. Eines der berühmtesten Denkmal: italienischer Kunst aus
dem 14. Jahrh. ist kürzlich im Besitze eines romischen Antiquars aufgetaucht: das große,
die Geburt der Maria darstellende Mosaik. ein Werk des berühmten Florentiners Andrea
Orcagna, das einst den mittleren Giebel des Domes von Orvieto schmückte. Die
Kenntniss von demselben war ganz verloren gegangen, nur eine Copie aus dem Anfange
dieses Jahrhunderts bewahrte, ohne dass man Genaueres hierüber gewusst hatte, die Er-
innerung an das Original. ln viele Stücke zerlegt, wurde das Mosaik in der Mosaicisten-
Werkstätte im Vatican aufbewahrt und ist neuerdings in die Hände des Herrn Pio
Marinangeli übergegangen, der es vollständig wieder zusammengesetzt und restnurirt
hat. In der großartig einfachen strengen Formensprache der Giottdschen Kunst gehalten,
von mächtiger, decorativ monumentaler Wirkung, leidet es in seinem jetzigen Zustande
nur unter dem neuen Firniss. mit dem es eines einheitlichen farbigen Eindruckes wegen
bedeckt wurde. Es ist zu hoffen, dass dem merkwürdigen Werke sein alter Ehrenplatz
am Dome von Orvieto wieder zugewiesen werde.
Römischer Tempel. Kürzlich wurde in Bregenz der Unterbau eines einfachen
Tempelchens blossgelegt, an dem der Raum der Celle, die viereckige Nische für das Bild
der Gottheit und dieser gegenüber die quadratische Plattform, zu der zwei Stufen hinan-
geführt hatten, zu erkennen sind. Das Mauerwerlt ist von bedeutender Starke und zeigt
eine in Brigantium selten vorkommende Sorgfalt in seiner Herstellung. Saulenstellung
schließt die Kleinheit der Anlage aus. Wenige Meter vor den Tempelslufen erhebt sich
der vierseitige Steinsockel, welcher den Altar zu tragen hatte, und noch weiter nach
vorne, gegen die unmittelbar dort vorüberziehende Romerstraße zu, führt eine Treppen-
anlage aus drei breiten Stufen in den Ternpelhof hinunter. Außer einer hübschen
Mosaikbroche in Sandalenform und einem Silberdenar der Julia, Tochter des Titus,
sind keine anderen Funde innerhalb dieses Bauwerkes zu verzeichnen. Nebenan wird ein
romisches Wohnhaus aufgedeckt.
Alte Gräber. Am linken Ufer der Radbusa nahe dem Staatsbahngeleise bei Littitz
wurden kürzlich beim Planiren des Bodens acht alte Gräber gefunden; in denselben be-
fanden sich zwei kleinere und ein größeres, etwa einen halben Meter breites GefaB
sowie eine großere Menge goldener, eiserner und bronzener Schmuckgegenstande und
Waffen. Die gefundenen Gegenstände wurden dem SlQdÜSChCn Museum in Pilsen übergeben.
Für die Redaction vernnlwonlich: J. Folnenl-r und F. Ritkr.
Selbnverllg du k. k. Oellerr. Muneunu für Kanu und lndullrie.
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