Hälfte des 17. Jahrhs., aber keineswegs ihre Neubegründung zu ver-
danken. Denn die Pflege derselben scheint in Frankreich seit ihrem
Niedergange im Anfange des 16. Jahrhs. niemals ganz erloschen zu sein.
Eine mehr episodische Rolle spielt die Manufactur von Fontainebleau,
von deren Erzeugnissen das Oesterr. Museum eine Darstellung des
Aktäon-Mythus besitzt. Bedeutender scheint die Thätigkeit der Pariser
Wirker unter Heinrich IV. und.Ludwig XIII. gewesen zu sein. In der
Ausstellung wird eine Pilasterverkleidung (Baron Alfred Springer), signirt
mit Monugrarnm und einer Blume (Nelke) von Darcel als Pariser
Arbeit aus der Zeit um 1620 erklärt. Auf gleiche Herkunft dürften die
Pilasterbehänge mit Jagdemblemen (Fürst Liechtenstein) zurückzuführen
sein, die in ähnlicher Weise an der Bordüre eines Pariser Gobelins im
Gardemeuble (Diane implorant Jupiter) wiederkehren. Den Abschluss
der Bordüre bildet in letzterem Falle eine Perlenschnur, die ihrerseits
wieder an jenem Teppich im Besitze des Baron A. Springer wiederkehrt.
Von den auf der Ausstellung befindlichen Erzeugnissen der Manu-
facture des Gobelins gehört der Ausführung nach keines mehr dem
17. Jahrh. an, wohl aber geht der Entwurf in einzelnen Fällen in die
glanzvolle Zeit der Le Brun-Mignard'schen Direction zurück. Dies ist
z. B. der Fall mit einem Stück aus der Tenture des Indes (kais. Hof-
samml.), auf welchem die Signatur Neilson 1778 zu lesen ist. Die Veran-
lassung zur ersten Entstehung dieses Cyklus von indischen Landschafts-
und Thierbildern hatten indische Geschenke geboten, die vom Prinzen von
Oranien an Ludwig XIV. gelangt waren; infolge dessen entstand die erste
Tenture dieser Art in den Jahren 1685-1697. Der Erfolg derselben war
ein ungeheurer, und die häufigen Wiederholungen hatten zur Folge, dass
im Jahre 1737 die Cartons bereits unbrauchbar geworden waren. Des-
portes wurde hierauf mit der Fertigung neuer Cartons betraut; aber die
obenerwähnte Reprise von 1778 kann auch nicht nach einem Desportes'schen
Carton gefertigt sein, da sie zu den nach letzteren ausgeführten Teppichen
(im Gardemeuble) im Verhältnisse des Gegensinnes steht, also wahr-
scheinlich unmittelbar nach einem Teppich der letzteren Art angefertigt
worden sein mochte, was darauf schließen lässt, dass inzwischen auch die
neuen Cartons von Desportes unbrauchbar geworden waren. Die Tenture
des Indes erlebte übrigens noch fortwährende Wiederholungen bis 1830.
Von jener in den kais. Hofsarnmlungen befindlichen Suite kennen wir sogar
die Gelegenheit, die zu ihrer Ueberführung nach Wien Veranlassung gegeben
hat. Im Jahre 1777 beehrte der nachmalige Kaiser Josef II. die Manufacture
des Gobelins mit seinem Besuche, wobei ihm der seit 1732 in der Anstalt
thätige und namentlich um die Verbesserung der Basse-lisse-Wirkerei hoch-
verdiente Neilson vorgestellt wurde. Josef II. äußerte sich sehr aner-
kennend über die Leistungen der Fabrik, worauf ihm von Ludwig XVI.
in der Folge außer vier Teppichen nach Watteau und ebensovielen Pasto-
rales auch acht nouvelles Indes zum Geschenke gemacht wurden.