Eine andere Suite, deren Erfolg demjenigen der Tenture des lndes
nahezu gleichkam, enthielt Darstellungen aus der romantischen Geschichte
des Don Quixote. Den ursprünglichen Cartons lagen spanische Compo-
sitionen zu Grunde, die von Chr. Coypel i-verjüngt und durch neue
Borduren verschönern wurden. Der Cyklus wurde von 1723 bis zur
Revolutionszeit fortwährend wiederholt, wobei die einzelnen Folgen sich
untereinander insbesondere durch die Randeinfassungen unterscheiden.
Von diesem Kriterium ausgehend hätten wir in dem auf der Ausstellung
befindlichen Vertreter dieses Cyklus (kais. Hofsamml.) eine der späteren
Reprisen zu erkennen. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich ferner bei
der galanten Gesellschaft in der Zeit des Regenten und Ludwig's XV.
die Schäferscenen, deren mehrere vom Fürsten Liechtenstein zur Aus-
stellung gebracht erscheinen.
Unter Ludwig XV. hatte man eine Zeit hindurch auch der bin der
Manufacture de Beauvais geübten Basse-lisse-Wirketei große Auf-
merksamkeit zugewendet, womit die oben erwähnten Neuerungen Neilson's
im Zusammenhange stehen. Diese Manufactur arbeitete damals nicht blos
ornamentale Stücke zu Möbelüberzügen u. dgL, sondern auch figurale
Compositionen, sofern an denselben die decorative Bestimmung und nicht
die Bedeutsamkeit des historischen Darstellungsinhalts in den Vordergrund
gerückt war. Mit diesem Maßstabe gemessen verdienen einzelne Arbeiten
dieser Manufactur, wie die Elcole des maris (J. v. Ephrussi) aus einer
Suite der Comädies de Moliere unsere vollste Bewunderung. Das Stück
ist mit dem Namen J. B. Oudry und der Jahreszahl 1732 signirt. Oudry
war seit 1726 peintre ordinaire der Manufacture de Beauvais, und hat
später auch in der Direction der Gobelins selbst eine sehr fruchtbringende
und erfolgreiche Thätigkeit entwickelt. Auch die im 18. Jahrh. so be-
liebten Chineserien haben in Beauvais Darstellung gefunden, wofür einige
sprechende Zeugnisse aus dem Besitze des Fürsten Liechtenstein auf der
Ausstellung vorliegen. Die gleichen Stücke, die sich im Gardemeuble zu
Paris befinden, werden daselbst auf Boucher zurückgeführt, von dessen
Hand Skizzen zu Sujets chinois, bestimmt zur Ausführung in Wirkerei,
im Salon von 1742 ausgestellt gewesen sein sollen. Doch scheinen die
Qualitäten der oben erwähnten Stücke ihre Zuweisung an den Meister
nicht zu rechtfertigen; übrigens wurden _nachweislich auch von anderen
Malern ähnliche Entwürfe geliefert, so von Deshayes für Oudry, und
noch nach 1755 von Fontenay, Vernantel und Dumont.
In Italien war die Wirkerei von Wandteppichen, soweit wir sehen
können, allezeit nur Gegenstand einer Hofkunst gewesen. Niederländische
und französische Meister wurden von einzelnen Fürsten berufen , doch
war ihre Thätigkeit nicht in einem einzigen Falle von einer selbstän-
digen Entwickelung gefolgt. Fast alle oberitalienischen Höfe besaßen zeit-
weilig ihre Tapissiers, deren Erzeugnisse auf der römischen Textil-
Ausstellung im Jahre 1887 in übersichtlicher Zusammenstellung zu sehen