und Hildesheim ein besonders mitbestimmender Grund. Otwin, der seit
954. auf dem bischöflichen Thron saß, hatte Kaiser Otto I. auf dessen
zweiter Römerfahrt begleitet und den Aufenthalt in Pavia dazu benützt,
nicht allein den Leib des h. Epiphanius zu entführen (Reliquienraub galt
nicht als unehrenhaft, wurde oft sogar als frommes Werk angesehen), sondern
er brachte auch aus Italien eine große Menge Bücher mit, dass man
fürderhin in seinem Sprengel nicht einem nutzlosen Müßiggange wegen
Mangels an Büchern sich hinzugeben brauchte, vielmehr sich dem Studium
mit glühendem Eifer ergabs). Dadurch hob sich die Schule, die unter
der Leitung des Thancmar stand, der zugleich Bibliothekar und Archivar
der Diöcese war"). Hier war eine Art Hochschule, denn beispielsweise
hat Meinwerk erst nach der Elementarschule von Halberstadt die Schule
von Hildesheim bezogen. (Vita Meinwerki. Pertz, Mon. G. SS. XI, 108.)
Dem Rector dieser Schule, Thancmar, wurde Bernward zu besonderer
Leitung empfohlen. Immer war Bernward in der unmittelbaren INähe seines
Lehrers beschäftigt, ja selbst auf den Reisen, die dieser als Geschäfts-
träger des Bisthums zu machen hatte, wurde er mitgenommen. Der
Unterricht wurde auch da nicht unterbrochen. Aber neben den Wissen-
schaften wurden auch technische Fertigkeiten, Künste, an der Schule
gelehrt: Kalligraphie, Malen, die ars clusoria (Edelsteinfassung), also sicher
auch Goldschrniedekunst, und die Anfänge der Architektur. Man sieht also,
dass nicht Bernward der Gründer einer Hildesheimer Kunstschule war,
sondern dass sie schon vor ihm bestand, dass er ihr Zögling wars).
Wenn neben der Ausschmückung der Bücher die Metallurgie ganz
besonders betont wurde, so sind vielfache Gründe dafür vorhanden; nicht
allein die uralte Vorliebe, ja sagen wir Fertigkeit der Deutschen in diesen
Techniken, welche Beißel in den nStimmen aus Maria Laachu 1885, S. 35g,
mit Recht hervorhebt, sondern auch das Bedürfniss der Kirche (nach
Glocken, heil. Gefäßen, Geräthen), und auch der Luxus, der auf schön
gebundene Mess- und liturgische Bücher, auf den Schmuck der heiligen
Kleidung überall verwendet wurde.
Nach Vollendung seiner Studien nin litteris et artibust- hielt er sich
kurze Zeit bei seinem Großvater Athalbero auf und ging an den Hof
des Erzbischofs von Mainz, Willegis, welcher gerade am Dombau be-
schäftigt war. Was also etwa an der Schule zu Hildesheim weniger
großartig betrieben werden konnte, weil seit Altfried's Bauthätigkeit
keine Gelegenheit zu praktischer Ausübung monumentaler Kunst da war,
die Architektur, das sah nun der Jüngling hier in großartiger Entfaltung.
Kein Wunder, wenn Bernward bei seiner größten Schöpfung, der
.) Wanenblch, Deutschlands Geschichlsquellen, I, 2.81.
7) Vgl. Ch. Beelle: Thnngmur, sein Leben und Beunh
wardi. Hildesheim 1881. (Gymn. Progr.)
') Vgl. Sv. lllS Maria-Lauch 1885, S. 131 fg. Ueber Bernward von Hildesheim.
eilung seines Vila Bern-