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Noch habe ich Engern, wo das Grab WidukincPs (1- 807) gezeigt
wird, zu erwähnen. Seine Kirchenschätze wurden im 15. Jahrhundert
nach Herford gerettet und befinden sich nun im Gewerbemuseum zu
Berlin. Der Sage nach gehen einzelne Stücke bis Widukind zurück.
Und allerdings hat ein Reliquiar dieses Schatzes Emaillen, welche mit
denen merowingischer Funde sich vergleichen lassen. Und neben solchen
Stücken sind andere, welche unmittelbar an Trierer Goldschmiede- und
Email-Arbeiten uns erinnern.
Wohl werden bedeutende Gönner der Künste auch aus Süddeutschland
am Hofe erschienen sein, aber mir handelt es sich doch zunächst darum,
diejenigen Kunststücke und Persönlichkeiten aufzuführen, welche für die
Entwicklung der Kunst in Sachsen zur Zeit des heil. Bernward besonders
wichtig waren und eben in der Richtung, wodurch dieser sich aus-
zeichnet, in der Metallurgie und ihren verwandten Techniken. lch habe
die sächsischen Mönchsklöster nicht angeführt, von denen wir keine
sicheren Goldschmiedwerke jener Zeit kennen. Auch Halberstadt und
Magdeburg habe ich aus demselben Grunde nicht aufgeführt: wohl aber
wurde Gandersheim stärker betont, weil es auf die Entwickelung Bern-
ward's einen stärkeren, seine nationale Stellung bestimmenden Einfluss hatte.
Wie eng musste dem kunststrebenden Manne der Standpunkt vor-
gekommen sein, den die Schule von Hildesheim bisher eingenommen
hatte. Wie eifrig muss er, da ja Thancruar ausdrücklich davon spricht,
die aus fernen Ländern gekommenen Werke der Kleinkunst, die der könig-
lichen Majestät als Geschenk dargebracht wurden, studirt und selbst oder
durch Zeichner haben nachzeichnen lassen (adeo ut ex transmarinis et
Scotticis vasis, quae regali Maiestati singulari dono deferebantur, quicquid
rarum vel eximium reperiret, incultum transire non sineret. Cap. Il des
Thancmar). Wie aber auch mochte ihm trotz alledem die byzantinische
Hofmode unangenehm geworden sein und ihn auf stärkeres Betonen
der nationalen Richtung in der Kunst gleichsam angewiesen haben:
namentlich seit er mit der Prinzessin Sophia in unangenehme Berührung
gekommen war. Solch' einen Gegensatz zum Hofe lassen uns selbst die
Briefe Otto's lll. an Gerbert, den nachmaligen Papst Sylvester ll.,
deutlich genug erkennen. Sich selber nennt der Kaiser nGraecusu, wie
der Volksmund ihn schon als Kind genannt hatte; er fordert den Gerbert
auf (997), trotz der Saxonica rusticitas, ihn zu unterrichten und den
Funken griechischer Geistesgewaudtheit in ihm zu wecken. (Havet, Lettres
de Gerbert, Nr. 186.) Deutlicher kann der Gegensatz nicht gegeben werden.
Nur vier Jahre stand Bernward mit der edlen Kaiserin Theophano
in Beziehung: schon ggi starb die herrliche Dame, nur kurze Zeit mehr
blieb Bernward auf seinem Posten. Kaum war Bischof Gerdag von Hildes-
heim todt (7. December 992), wurde auch schon Bernward als Nach-
folger bestellt (14. Januar 993) und geweiht. Fast hat es den Anschein,
als hätte die dem Bernward entgegenarbeitende Partei gesiegt: promoveatur