31.
Costüm-Ausstellung- im Oesterr. Museum. Mit Zustimmung
des Protectors, Sr. kais. Hoheit des Herrn Erzherzogs Rainer, sowie des
Curatoriums wird während der ersten Monate des folgenden Jahres, gleich-
zeitig der Faschingszeit, im Museum eine Costüm-Ausstellung statt-
finden, welche folgende drei Abtheilungen umfassen soll: r. Historische
Costlime, d. i. Trachten und Moden vergangener Zeiten, sowohl in
ganzen Kleidungen wie in Einzelstücken, als Jacken, Röcken, Wamms,
Bein- und Fussbekleidung, Handschuhe, Kragen, Corsetts u. s. w.;
2. Nationale Costlime, insbesondere jene aus Oesterreich-Ungarn,
aus den südlichen Donauländern, Griechenland u. A.; 3. Orientalische
und ethnographisch interessante Costüme, d. i. Trachten- und
Kleidungsstücke aus den muhammedanischen Ländern, aus Indien, China,
Japan u. s. f. Da die Direction des Museums zu dieser Ausstellung der
Mitwirkung aller Freunde der Anstalt und insbesondere aller Jener bedarf,
welche sich im Besitze derartiger Costtime oder Bekleidungsstücke be-
finden, so geht an sie Alle die gemeinsame Bitte, der Direction von solchen
Gegenständen Nachricht zu geben und ihr dieselben für jene Monate zur
Verfügung zu stellen. Insbesondere ist unsere Bitte auch an die Künstler
gerichtet, welche ja unter ihren Sammlungen häufig genug ältere Costüm-
stücke besitzen. Die historische Abtheilung geht soweit in der Zeit zurück,
als überhaupt entsprechende Gegenstände noch erhalten und zu haben sind,
und schließt herwärts mit den Moden und Trachten der Empirezeit, also
etwa mit dem zweiten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts. Zur Ergänzung der
historischen Abtheilung dienen Gemälde mit costümlich interessanten Porträts
und Darstellungen, auch wenn ihr künstlerischer Werth nicht bedeutend
sein sollte. Die Direction wird für jede Mittheilung, auch solche, welche
nur das Vorhandensein entsprechender Gegenstände nachweist, dankbar sein.
Beanoh des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
Mai von 6314, die Bibliothek von 1296, die internationale Postwerthzeichen-Ausstellung
von 5400 Personen besucht.
Neu ausgestellt. Saal I: Ulmer Mfinsterthaler, zur Vollendung des Thurmes
geprägt; Medaillon mit Knahenbildniss nach Van Dyck, Etnailtnalerei von Marie Stemp-
kowska. Saal lll: Zwei Glasvasen von L6tz' Witwe in Klostermühle. Saal V: Gothisches
Schloss mit Beschlägen und Thürgriif aus St. Georgen am Walde im Mühlviertel (Ober-
österreich). Saal Vl: Silhouetten; ungarische, rutheniache, orientalische Gewänder
und Stickereien; Rococo-Standuhr mit Boulearheit, Eigenthum des Herrn Dr. C. Hauer
in Spitz a. d. Donau; Diplomzeichnung aufPergament von Frl. Anna Peyscha; japanische
Kolossalvasen von gebranntem Thon_ mit Lackmalerei, Privateigenthum; Buntstickereien
auf Leinwand von Frau Perty in München; eine Collection alterer orientalischer Stoffe
und Costümstucke, angekauft für das Museum. Saal VII: Ehrenhurgerdiplomdecke in
Silber, Niello und Gold mit Benutzung der Motive von den Bürgermeisterketten, aus-
geführt von C. L. Lustig; Blätter aus dem Prachtwerlte: uLa porcelaine tendre de Sevres-
von E. Garnier und 27 Photographien in gr. Fol. nach Handzeichnungen alter Meister,
namentlich Holbein's in Windsor-Castle. Saal Vlll: Hausaltar mit Mesaingeinlagen und
Malerei, Wiener Arbeit aus dem Anfange des 19. Jahrhunderts; Crucifix, Holz, von Jos.
Moser, Fachschullehrer in Bozen; Weihwasserbecken aus Stein, italienische Arbeit vom
Jahre 1526, Eigenthum des Grafen Karl Lancltoronslti. Sitzungssaal: Cassette in Silber
getrieben, von Rud. Cizek. Vorlesesaal: Die großen Originalcartons von Johann
Friedr. Overbeck zu seinen bildlichen Darstellungen der sieben Sacramente. (Nach Over-
beclt's eigenen Worten sollen die Cartons bezüglich ihrer äußeren Form als Entwürfe
zu Teppichen in der Art der RaffaePschen Tapeten betrachtet werden; ihrem ln_halte
nach sind diese herrlichen Schöpfungen christlicher Kunst durch August Gabefs meister-
hafte Holzschnitte in den weitesten Kreisen bekannt geworden. Die Cartons sind Eigen-
thum des Malers Herrn Carluccio HoEmann in Dresden.) Arcadenhof: Thure mit
geschnitzten Figuren für das Portal der Capelle in Mayerling, entworfen vom Architekten
k. k. Hofsecretar H. Schemfil, die Figuren von Fr. Erler, Ornamente von J, Olbnch,
Tischlerarbeiten von Jos. Stauber (beide letztere in Baden), Beschläge von J. Nowak und
Adjustirung von Sändor Järay.