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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1890 / 6)

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Im Gefolge der Ritzarbeit und Punzirung begegnen wir im 14. Jahr- 
hundert noch einer dritten, unter den farblosen Decorationsweisen wohl 
der vornehmsten Ledertechnik: dem Blinddruck, respective der Blind- 
pressung. - Sie beruht auf der Eigenschaft des Leders, durch Druck 
mittelst eines erwärmten Metallwerkzeuges dunklere Färbung und erhöhten 
Glanz zu erhalten. Auf diese Weise kann durch entsprechend geformte 
Werkzeuge in der Art von Stempeln, Rollen, Fileten, Streicheisen u. s. f. 
jede beliebige Zeichnung auf der Lederoberfläche hervorgerufen werden. 
Das Werkzeug wird hiebei mit der Hand geführt und die Zeichnung 
partienweise, Strich für Strich, Blatt für Blatt, zusammengesetzt. 
Dieser ziemlich langwierige, sowohl künstlerisches als technisches 
Verständniss bedingende Vorgang kann nun freilich sehr vereinfacht und 
abgekürzt werden, wenn man die ganze darzustellende Zeichnung mittelst 
einer abgepassten Platte (Stanze) auf einmal abdruckt, wie dies durch 
Maschinenarbeit bei der sogenannten Blindpressung geschieht. Aber, 
was hiebei, technisch betrachtet, eine Errungenschaft oder doch wenigstens 
ein Fortschritt ist, bedeutet künstlerisch keineswegs einen solchen, denn 
der Plattendruck verhält sich zum Handdruck wie eben Maschinarbeit 
zur Handarbeit überhaupt. Zwischen die eigentliche künstlerische Leistung 
- welche wir beim Plattendruck lediglich im Stanzenschnitt zu erblicken 
haben - und das fertige Product, das gepresste Leder, wird der me- 
chanische Vorgang auf der Maschine eingeschoben, und, was dadurch 
verloren geht, ist jene individuelle Wirkung, die von der Hand des 
Künstlers auf das unmittelbar Hervorgebrachte allein übergeht. Abgesehen 
davon ist auch ein ganz gewaltiger Nachtheil der Platte dem Handwerk- 
zeuge gegenüber der, dass jene nur eine einzige Zeichnung, dieses je 
nach der Phantasie des Arbeiters mehr oder weniger Variationen zulässt. 
Dem Blinddruck folgt als nächste Technik der Lederdecoration der 
Schwarzdruck. Innere und äußere Gründe wirken zusammen, diese 
Folge herbeizuführen; denn nicht blosliegt es sehr nahe, die Druckwerk- 
zeuge einmal der Abwechslung wegen, anstatt sie im trockenen Zustande 
abzudrucken, vorher mit Farbe zu bestreichen und so einen farbigen 
Abdruck zu erzielen, sondern auch die gewaltige Erfindung Gutenbergs 
unter deren Einfluss die ganze zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts fällt, 
nöthigt förmlich zu dem Gedanken des farbigen Stempelabdrucks. 
Im Uebrigen ist der Einfluss der Erfindung der Buchdruckerei auf 
den Bucheinband keineswegs so groß, als man a priori anzunehmen ver- 
sucht wäre. Die Gründe dafür dürften vielleicht darin zu suchen sein, 
dass, technisch betrachtet, der Blinddruck eigentlich schon eine Anticipation 
des Buchdruckes vorstellt, weshalb dann dieser selbst für die Buch- 
decoration nichts wesentlich Neues bedeutet. Wirklich sind der Einflüsse 
der Buchdruckerei auf den Bucheinband blos zwei: Die erhöhte Buch- 
production, welche aber kaum einen wesentlichen Vortheil für die künst- 
lerische Herstellung des Buches bedingen konnte, und die Anwendung 
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