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und Paul Pollack zu nennen. Des Letzteren große Bedeutung für die
Lederwaarenkünste trat so recht deutlich zur Zeit der Wiener Jubiläums-
Gewerbe-Ausstellung hervor, besonders wenn man weiß, dass er zwei
ebenso vorzügliche und reichhaltige Expositionen wie die Wiener gleich-
zeitig in München und Brüssel veranstaltet hatte.
Neben den Genannten sind noch Jul. Franke, dessen Handver-
goldung in technischer Hinsicht mustergiltig ist, F. Kritz, Albert
Günther, der Meister des Halbfranzbandes, F. W. Papke u. A. in
neuester Zeit mit Kunstarbeiten rühmlichst hervorgetreten.
Wenn ich am Schlusse meines Vortrages einem Wunsche Ausdruck
geben darf, so ist es der nach einer allgemeineren Würdigung der schönen
und edlen Buchbinderkunst auch in den weiteren Kreisen des gebildeten
Standes. Leider ist es mit dieser Würdigung heute sehr schlecht bestellt:
die weitgehendste Schlichtheit scheint bei unseren Bücherfreunden und
Bihliotheksbesitzern Mode geworden zu sein, wenn es sich um den Ein-
band ihrer Bücher handelt! Es ist aber durchaus unzutreffend, diese
Schlichtheit damit zu entschuldigen, dass das Buch nur durch seinen
Inhalt, nicht durch seine Form, von Werth sein müsse. Sollte denn die
schöne Form wirklich nur dem minderen lnhalt angemessen sein, sollten
unsere Speiseschüsseln und Mundvorräthe in den reichgeschmückten Re-
naissance-Credenzen ein würdigeres Kleid verdienen, als die höchsten
geistigen Erzeugnisse unserer Litteratur? Wenn irgend ein Stück unseres
gesammten Hausrathes als das vornehmste bezeichnet werden darf, so ist
es doch. gewiss das Buch, und zwar wegen seines inneren, geistigen
Werthes; hinter diesem darf aber seine künstlerische Ausstattung nicht
zurückbleiben, soll der gute Geschmack und gesunde Sinn für Harmonie
in unserem Hausrath bestimmend sein. -
Arthur Schopenhauer hat in der Vorrede zu seinem berühmten
Buche nDlB Welt als Wille und Vorstellungu dem künftigen Leser,
falls dieser das Buch nicht verstehen würde, den malitiösen Rath ertheilt,
dasselbe alsdann, schön gebunden, seiner Freundin auf die Toilette zu
legen. Ich will gegen diesen Rath vom Standpunkte des Philosophen aus
nichts einwenden , aber hinzufügen will ich, dass jene Freundin, wenn
sie den schönen Einband zu würdigen weiss, eigentlich den herben
Spott des Frankfurter Menschenverächters nicht verdient, selbst dann
nicht, wenn sie sein Werk nicht ganz verstehen sollte.
Wir unseres Theils wollen es dieser Freundin noch zuvorthun und
künftig Inhalt sowohl als auch Einband des Buches in angemessener
Weise würdigen!