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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1890 / 7)

Inschrift: wHuc spectate viri, sic vos moriendo redemiu enthält, und 
zwar all' das mit Niello ausgeführt, wie die S. Bernward-Patene von 
Braunschweig (welche jetzt im Oesterr. Museum sich befindet). Doch 
sind die begleitenden Bildchen (Evangelisten-Symbole und Tugenden) gn 
der Patene von S. Godebard in Hildesheim ganz weggelassen und dafür 
in einer recht unpraktischen Weise der ganze breite Rand der Patene 
mit hohem Filigran (venetianischer Weise) belegt. Anscheinend ist diese 
Patene in ihrem Christusbilde eine Nachahmung der S. Bern- 
wards-Patene, die also in den Zeiten des Bischofs Bernhard noch in 
Hildesheim war; denn Bernhard hat zwischen 1x46 und 1153 diese 
jüngere Nachahmung sammt einem Kelche, der ebenso mit Filigran über- 
laden ist, an die Godehardskirche geschenkt. Hildesheim hat nicht allein 
diese und Godehards-Reliquien an Braunschweig abgegeben! auch der 
Arm des heil. Martinus, welchen Bernward von seiner Pilgerfahrt aus 
Tours selbst mitgebracht, dürfte noch unter Heinrich dem Löwen nach 
Braunschweig übertragen worden sein, da ja die Gründung der über 
dieser Reliquie erbauten S. Martinikirche (der Ecclesia forensis) nocbin Hein- 
rich des Löwen Zeit zurlickreicht. Nicht minder, sondern noch höher geachtet 
war der Arm des heil. Martin als die Patene, die doch nur indirect als 
eine Reliquie des S. Bernwardus bezeichnet werden kann (Kratz, Der 
Dom zu Hildesheim lll., S. 27, Note). 
Die Vita S. Bernwardi sagt, dass derselbe mehrere Kelche verfertigt 
habe, unum ex onychino, alterum crystallinum, ein anderer bestand aus 
Gold, war zo Pfund werth, einer kam nach Hersfeld, wurde aber 1630 
eingeschmolzen; auch einen Kronleuchter (argento auroque radiantem) 
ließ er für S. Michael verfertigen. Der jetzt im Dom befindliche, von 
Bischof Hezilo beendete Kronleuchter sollte nach Bernward's Absicht 
eine Nachbildung der Krone von S. Michael sein. Er stellt das himm- 
lische Jerusalem dar. Ueber den zuletzt erwähnten Stücken waltete ein un- 
günstiges Geschick. Sie sind entweder völlig verschwunden oder aber so 
ßrestaurirtn worden, dass Bernwardus" Arbeit nicht mehr erkennbar ist. 
Die Vita sagt, dass er noch alia plura verfertigt habe - ein ziemlich 
dehnbarer Ausdruck. Möglich also, dass der nach ihm benannte Bischof- 
stab mit der elfenbeineruen Krümme noch von ihm stamme. Die jetzige 
Ueberkleidung des Elfenbeinkernes stammt vom Jahre 1492. Jedoch nur 
der einfache Knauf des alten Stabes ist gut zu sehen, sonst ist nur hie 
und da ein Stückchen der Krümme sichtbar. 
6. Die Krümme eines Bischofsstabes, welche im Grabe des Bischofs 
Heinrich lll. ('l' 1362) gefunden worden ist, zeigt deutlich die Schule 
des heil. Bernwardus; sie scheint gegossen und ciselirt zu sein. lm Knaufe 
die vier Paradiesströme, aus dem Knauf wächst ein knorriger, sich 
krümmencler Baum heraus. Am Fuße des Baumes steht Eva, diejenige 
die die Sünde in die Welt gebracht, in der Krümme aber steht Christus 
und hilft dem Adam herauf aus der Vurhölle. S0 dürfte die Gruppe zu
	        
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