reclamiren, umsomehr, als der Name, den man darauf zu entziffern ver-
meint, Eranbaldus presbyter, merkwürdige Aehnlichkeit mit dem Narnen
Reinardus, Reinaldus (oder Reginbaldus?) hat, der unter den Schülern
des Heiligen genannt wird und von dem es heißt vde dar na wardt eyn
frater in dem dome tho hildensemu. So berichtet Theoderich, Abt von
S. Michael, in der Lebensbeschreibung des heil. Bernward (Kratz, Der
Dom, lll., S. 15).
7. Mit dieser Krümme bilden die beiden Leuchter, die im Grabe
des heil. Bernwardus selber gefunden worden sind, eine Gruppe. Derselbe
knorrige Ast mit denselben, schon hie und da die Umschlagung zeigenden
Blättern an ziemlich langem Stengel, dasselbe Streben nach plastischen
Formen, dieselbe Roheit der Gestalten.
Die Inschrift, welche Bernwardus auf dem Werke anbrachte, ist
wichtig genug, dass ich sie, obschon sie bekannt ist, hieher setze: Bern-
wardus presul candelabrum hoc puerum suum primo huius artis
flore non auro non argento et tamen ut cernis conflare iubebat. Der
Heilige freut sich der Legirung, die er entdeckt hat: Silber, Gold und
ein wenig Eisen. Er hat mit einem Lehrjungen. den er wahrscheinlich
selber unterrichtete und der ihm für die nöthigen Handleistungen zu
Diensten stand, die Arbeit fertig gemacht. Der Junge hat sie zu Stande
gebracht.
Aber die Arbeit ist roh: das hat der Heilige selber gefühlt; er
entschuldigt sie: es sei eben die erste Blüthe dieser Arbeit, es sei nur
ein erster Anfang, der eben nicht besser sein könne. Ob der Knabe selbst
ein Meister geworden sei, ersehen wir nicht; von solchen Lehrjungen
spricht Theophilus in seinem Kunstbuche an vielen Stellen. - Warum
ihm diese zwei Leuchter und ein Weihrauchgefäß mit in's Grab gelegt
wurden, erfahren wir nicht. Leider ist das letztere im Dreißigjährigen
Kriege verloren gegangen. Aber es ist eine merkwürdige Fügung, dass
das dritte Stück (den Bischofsstab) aus den bernwardinischen An-
fängen der Gießerei eben auch ein Bischof mit in's Grab genommen
hat (Heinrich lIl.).
Wie konnte aber S. Bernwardus von einer ersten Blüthe der
Kunst reden, da ja doch schon etwas früher, 990, Corvey sechs bronzene
Leuchter erhalten hat? Und wahrscheinlich waren diese nicht glatt, sondern
hatten auch das Drachengeschlinge am Fuße und die Eidechsen an der
Tropfschale, da ohne diese Zier ein frühromanischer Leuchter eben nicht
zu denken ist. - Was aber neu an Bernward's Arbeit war, das war die
Conception des Ganzen: das war der Gedanke, einen Baum als Licht-
träger zu schaffen. Unten am Fuße drei Drachen, auf denen nackte
Menschengestalten reiten, aber so, dass sie das Gesicht einwärts zum
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