Weihnaohts-Ausstellnng des Wiener Kimstgewarbe-Vem-einae. Der Wieher
Kuustgewerbe-Verein veranstaltet in diesem Jahre zu Weihnachten im k. k. Oesterr.
Museum eine Ausstellung moderner Kunstindustrie-Gegensidnde, welche den Namen
fuhren wird: nWeihnaehts-Ausstellung des Wiener Kunstgewerbe-Vereines im k. k. Oesterr.
Museum für Kunst und Industrien. Zur Beschickung dieser Ausstellung sind, außer den
Mitgliedern des Wiener Kunstgewerbe-Vereines, alle sonstigen Kunstindustriellen, sowie
Künstler und Künstlerinnen, welche ihreKunst berufsmäßig betreiben, eingeladen. Die Auf-
nahme der Gegenstände erfolgt nach Maßgabe der von der Direction des
Museums zur Verfügung gestellten Räumlichkeitemdoch sind außer de n
dem Wiener Kunstgewerbe-Vereine ständig zugewiesenen Sälen im Falle
des Bedarfes der Säulenhof, die oberen Arcaden und die Säle Vl, Vll
und IX zugesichert. Zulässig zur Ausstellung sind alle neuen kuustindustriellen
Gegenstände, Welche von ihren Verfertigern selbst angemeldet und von der Aufnahms-
Jury für würdig erkannt worden sind. Platzmiethe ist nicht zu bezahlen.-
Jeder Aussteller verpflichtet sich, zur Deckung der Auslagen des die
Ausstellung veranstaltenden Vereines von allen in der Ausstellung
erfolgenden Verkäufen eine Provision von 5M an diesen abzuliefern.
Die Weihnachts-Ausstellung beginnt am 30. November 1890 und endet mit dem
x. Januar 1891.
Litteratur-Bericht. V
Un Empereur byzantin au dixieme siecle, Nicephore Phocas. Par Gustave
Schlurnberger. Ouvrage illustre.... Paris, Firmin-Didot, 1890. 4".
77g S. M. 40.
Die Geschichte des byzantinischen Reiches hat bis jetzt weniger Darstellung ge-
funden, als sie bei ihrer Bedeutung und ihrer Vielseitigkeit verdient. Tausend Jahre hat
das griechische Kaiserthum sich allen Feinden zum Trotz behauptet. aus allen Schicksals-
schlägen bis zum endlichen Falle sich stets wieder erhoben. Gleich interessant in seiner
Kriegsgeschichte, in seinem Widerstande durch geistige Ueberlegenheit gegen Feinde,
welche es bestlndig aus allen Himmelsgegenden bedrohten, wie durch seine Staatsein-
richtungen, seine Administration, seine Beherrschung barbarischer Völkerschaften, war es
auch im Stande, eine ganz eigenartige Cultur zu schaffen, mit welcher es über drei Welt-
theile hinaus Einßuss gewann. Bis in den fernen Westen Europa's drangen die Strahlen
seiner Kunst und Industrie; mit seiner Gesittung, seinen kirchlichen Einrichtungen beugte
es die slavischen Völkerschaften bis an den Ural unter Mode- und Culturformen, welche
noch heute erkennbar sind; von der byzantinischen Kunst ging die arabische Kunst aus,
wie die abendländische von ihr Lehren empfing. Höchst eigenthümlich hat sich in Byzanz
das Hofleben ausgebildet und ebenso eigenthümlich das kirchliche Leben im ganzen
Umfange des griechischen Kaiserthums. All' das hatte die Historiker eher reizen als ab-
stoßen sollen, aber freilich es finden sich wenige, welche den reichen Stoß" in solcher
Vielseitigkeit zu beherrschen und interessant darzustellen vermögen.
Diese otfenbare Lücke hat der Verfasser unseres Buches wenigstens zu einem
kleinen Theil auszufüllen versucht. Vor der umfassenden Aufgabe des Ganzen zurück-
schreckend, hat er sich eine der interessantesten Episoden der byzantinischen Geschichte
und einen ihrer eigenartigsten Männer zu einer ausführlichen Darstellung erwählt. Die
Epoche ist das zehnte Jahrhundert, vielleicht der Hohepunkt der byzantinischen Ge-
schichte, der Held ist der Kaiser Nikephoros Phokas, der schon vor seiner Thron-
hesteigung als Feldherr Deutsche, Bulgaren, Russen, Sarazenen bekämpft hatte und als
Kaiser zu bekämpfen fortfuhr, ein merkwürdiger Held, tapfer, energisch als Soldat, klug
als Verwalter des Reiches, devot und mystisch als frommer Christ. Leider befasst sich
unser Buch fast nur mit der Geschichte seiner Kriege, seiner Verwaltung und der Ge-
schichte der inneren Begebenheiten und der Hofaßairen, welche Nikephoros schließlich
auf den Thron führten. Die Culturgeschichte und die Kunstgeschichte kommen fast nur
in den Abbildungen zur Geltung. Diese aber bringen manches Interessante für die
Kenntniss der Menschen und der Dinge im östlichen Europa und in Kleinasien während
des zehnten Jahrhunderts._ Vor Allem sind dabei, außer verschiedenen Kunstgegenständen
von byzantinischer Arbeit, die Costüme, die Kriegs- und Civiltracht der slavischen Volker-
schaften sowie der Araber bemerkenswerth. Der Verfasser hat es sich angelegett sein
lassen, mit Hilfe verschiedener gelehrter Freunde Material dieser Art insbesondere aus