Notizen.
ISIS! Franz Jobst 1'. Der bekannte Wiener Maler Franz Jobst ist am 14. Juni
plötzlich gestorben. Der Künstler erreichte das Alter von 50 Jahren. Franz Jobst wurde
im Jahre 1840 zu Hallein geboren und genoss seine künstlerische Ausbildung an der"
Wiener Akademie. In den Sechziger Jahren zeichnete Jobst unter dem Dombaumeister
Baron Schmidt den Entwurf zu den Glasgemalden in vielen Kirchen und ging später
nach Italien, woselbst er mehrere Jahre lang künstlerisch thätig war. Jobst lieferte auch
eine Reihe ausgezeichneter Altargemälde für in- und ausländische Kirchen. Die Poly-
chromirung der Kirche St. Othmar unter den Weißgarbern ist seine Arbeit. Auch ftlr die
Capelle des Stiftungshauses am Schottenring malte Jobst mehrere Bilder. Vor fünf Jahren
wurde dem verdienstvollen Künstler die Restaurirung des spanischen Saales im Schlosse
Ambras übertragen.
Eine Handwerker und Kuustgewerhesohule ist in Hannover erolfnet
worden. Die Provinz sagte dieser Anstalt eine dauernde Unterstützung zu (für das kom-
mende Jahr Mk. 49.400). Die Stadt genehmigte außerdem Mk. 36.500 und stellte das
Anstaltsgebaude her. Die Schule umfasst: 1. Die bisherige Gewerbeschule, deren Unter-
richt in Elementarfachern, Zeichnen und Modelliren besteht (zum Besuche der Gewerbe-
schule sind die Lehrlinge sammtlicher Gewerbe bis zum 18. Lebensjahre verpflichtet);
2. die Handtverkerschule mit den Fachclassen für einzelne Gewerbe und 3. als Oberstufe
die Kunstgewerbeschule. Das Hauptziel der Anstalt ist die Ausbildung des Handwerker-
und gewerblichen Mittelstandes durch Unterstützung und Vervollständigung der prak-
tischen Lehre in den Fachclassen. Befahigteren und strebsameren Leuten ist dann in dem
kunstgewerblichen Unterrichts die Anleitung zu weiterem Fortschreiten geboten.
Metßener Porzellau-llaanfaotur. Die im Jahre 1710 als erste derartige Fabrik
in Europa errichtete kdn. Porzellan-Manulactur zu Meißen hat im vorigen Jahre
mit t,9tt.74,4 Mark den höchsten Jahresumsatz seit ihrem Bestehen erzielt. Zehn Jahre
nach Errichtung der Manufactur, beziehungsweise ein Jahr nach dem Tode des Erfinders
des Porzellans und des ersten Leiters der Fabrik Johann Friedrich Bottger bezidierte sich
der Jahresumsatz auf 9694 Thaler, doch stieg dann derselbe rasch und bedeutend und
erreichte im Jahre 1746 mit 222.560 Thaler die höchste Ziffer im vorigen Jahrhunderte.
Hierauf sanken die Einnahmen wieder, in der sogenannten Marcolini-Zeit (Marke: die
Kurschwerter mit Sternchen darunter, 1796 bis 1819) sogar bis auf 24.378 Thaler (im
Kriegsiahre 1813), hoben sich indess alsbald auf's Neue derart, dass sie bereits 1815 die
Summe von 140.561 Thalcr aufwiesen. Später war die politische Bewegung der Jahre
1848 und 1849 von besonders nacbtheiligem Einüusse, und erst mit dem Jahre 1867
begann ein neuer Aufschwung, dessen Höhepunkt bis jetzt irn Jahre 188g, dem Jahre
des Wettiner Jubiläums, mit der oben genannten Ziffer erreicht wurde.
Ausstellung fur das Dreohslergewarbe lu Leipzig. Gelegentlich des vom
23.-15. August d. J. stattfindenden IX. Verbandstages deutscher Drechsler-lnnungen
soll im Krystallpalast zu Leipzig eine Ausstellung von Rohmaterialien, Werkzeugen, Ma-
schinen, Lehrmitteln etc., welche die Drechslerei und die verwandten Gewerbe (Holz-
bildhauerei etc.) betreffen, veranstaltet werden.
Ausgrabungen in Griechenland. Aus Griechenland sind verschiedene archäo-
logische Nachrichten von Bedeutung zu verzeichnen, so dass in Eleusis ein großes
römisches Bad gefunden ist, welches im Ganzen deru in Athen beim Tempel des olym-
pischen Zeus gefundenen gleicht, sowie dass Schliemann und Dorpfeld beabsichtigen,
ihre Ausgrabungen in Troia auf zwei Jahre auszudehnen, um den größten Theil, wo-
möglich das Ganze der antiken Stadt an das Licht zu bringen. Die jetzige Ausgrabungs-
Periode lauft bis zum Juni, im Herbste wird dann wieder begonnen. Die Ausgrabungen
der Englander in Megalopolis gehen rostig fort, namentlich am Theater, wo man hochst
interessante bauliche und inschriftliche Funde erwartet. Leider geht die Arbeit nur
langsam von statten, weil viel aufgeschwemmtes Land wegzuschaGen ist und weil das
hervordrangende Wasser], so lange nicht durch einen Canal für Abhilfe gesorgt wird,
das Arbeiten in der Orchestra verhindert. Auch den Hügel, den Pausanias als Grab des
Aristodemus bezeichnet und in welchem nach der Volkssage unermessliche Schütze ver-
borgen sein sollen, haben die Engländer einer genauen Untersuchung unterzogen; sie
sind auch schon auf eine cylinderformige Urne aus Marmor gestoßen, welche Goldorna-
mente enthielt. Bei genauerer Untersuchung hat sich aber herausgestellt, dass diese nicht,
wie man erst auaahm, prahistorisch sind, sondern sogar ziemlich späten Zeiten angehören .
Aber noch ist man nicht bis in die Tiefen vorgedrungen, in welchen man altere Grab-
reste, falls solche vorhanden sind, zu suchen hätte.
Für die Redaction verantwortlich: J. Falneeics und F. Riutr.
Selbstverlag des k. k. Oeaterr. Museums ftir Kunst und Industrie.
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