MITTHEILUN GEN
DES
K. K. OESTERREICH. MUSEUMS
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschriläwfillfbkalistgewerbe.
Herausgegeben und redigirt durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums.
lm Commissionsverlag von Carl Gerold's Sohn in Wien.
Abonnementspreis per Jahr ß. 4.-
Nr. 55. (298.) WIEN, Juli 1890. N. F. V. Jahrg.
Inhalt: S. Bernwardus von Hildesheim in seiner Zeit. Von Prof. Dr. W. A. Neumann. (FortsJ- Ange-
legenheiten des Oesterr. Museums und der mit demselben verbundenen Institute. - Litteralur-
bericlit. - Bibliographie des Kunstgewerbes. - Notizen.
S. Bernwardus von Hildesheim in seiner Zeit.
Von Prof. Dr. W. A. Neumann.
(Fortsetzung)
Ich trete nun an die Schilderung der Werke heran, welche aus
bernwardinischer Zeit stammen und seiner Schule angehören. Da damals
noch nicht die Baukunst die Dominante bildete, sondern der Schwer-
punkt in der Malerei und den Kleinklinsten lag, ist der Umfang und die
Abfolge meiner Aufzählung deutlich genug angegeben.
I. Handschriften mit Miniaturen. Der hildesheimischen
Richtung entsprach es, dass die von Bernwardus patronisirte Schreib-
und Malschule Wege beschritt, die ziemlich abseits von den durch die
Karolinger gepflegten und beeinllussten großen Schulen liefen. Hier in
Sachsen strebte man mit einer gewissen Selbständigkeit nach dem Aus-
drucke desjenigen, was mit Strichen und Farbe darzustellen war. Janits
schek bespricht in der Trierer Ada-Handschrift Seite 104. diese auto-
didaktische Classe der Buchmaler, deren älteste Repräsentanten er schon
am Ende des 8. Jahrhunderts findet.
Tbancmar erzählt, dass Bernward Evangelienbücher habe schreiben
lassen.'_' Ganz_ besonders schön müssen die für Processionen bestimmten
gewesen sein, die er wegen des prachtvollen Einbandes nEvangelia auro
ct gemmis clarissimaß nennt. Zunächst interessirt uns die Ausstattung mit
Miniaturen. Noch sind uns mehrere Handschriften aus Bernward's Zeit
erhahen; in einem Missale und einem Evangeliar hat der Künstler seinen
Jahtg. 1890. lz