Namen hinterlassen: er hieß Guntbald. Im Jahre Ion, lnd. viiij, hat er
das Evangeliar, das für S. Michael bestimmt war, vollendet. Diese Hand-
schrift, welche Widmungsverse von Bernwardus enthält, stelle ich deshalb
voran, weil sie die Canones des heil. Hieronymus enthält, die in dem
sogenannten kostbaren Evangeliencodex des heil. Bernward fehlen. Aber
sonst ist es, namentlich in der Zeichnung des Purpurgrundes, weniger
reich ausgeschmückt als das Prachtwerk. Es trägt ,die Nr. 33 des ge-
druckten Kataloges. Nr. 18, der kostbare Evangeliencodex hat 17 Voll-
bilder, vier Initialien und mehrere Blätter in Zierschrift; seine Bilder
liegen mir in Heliotypie vor. Auf einem Bilde ist Bernwardns dargestellt
als Donator. Beißel hat (in dem Werke nDie Bilder der Handschrift des
Kaisers Otto im Münster zu Aachen", S. 35) die Bilder des Codex aus-
führlich beschrieben und verglichen. Der Maler kennt sehr alte Vorbilder,
aber er macht auch selbständige Versuche von Compositionen. Schon
kommt die Federzeichnung (gegenüber den byzantinisirenden Pracht-
bildern der Hofschulen) zur Geltung und alle Freiheit, die sie in der
Zeichnung bringt. Der hintere Deckel, gravirte aufgenagelte Silberarbeil,
ist von mir deshalb schon hier zu erwähnen, weil seine Darstellung,
Madonna mit dem Kinde, eigentlich doch nur die Wirkung einer Bleistift-
zeichnung macht: Maria ist eine übermäßig lange Gestalt, ihr und des
Jesukindleins Kopf sind allzu klein. Der Zeichner hat wohl bemerkt,
dass byzantinische Gestalten sehr lang gestreckt sind, und war vielleicht
der Ansicht, dass hierin ein gewisses Mittel liege, die Bedeutung der Per-
sönlichkeit hervorzuheben. Aber er hat auch hier nicht an das byzan-
tinische Urbild sich gehalten, das er doch vor Augen hatte: er hat nicht
allein die Madonna mit einem Palmzweig als nRegina martyrumu, ab-
weichend von seinem Vorbild, dargestellt, ja er hat auch die vier Buch-
staben FP ÖTI, Meter Theü, welche bei byzantinischen Madonnen sich
finden, in folgender Weise verwendet: 2,3; das heißt: Ora pro rne virgo,
oder: Ora, Virgo, pro me!
Dass dieser Einband gewiss von S. Bernwardus stamme, beweisen
die Verse der Umschrift:
HOC OPVS EXIMIVM BERNWARDI PRIESVLIS ARTE
FACTVM CERNE DEVS, MATER ET ALMA TVA!
Das echt byzantinische Vorbild der Madonna, ein Elfenbeinrelief,
hatte der Goldschmied selbst eingefügt, und zwar auf dem Vorderdeckel
des Einbandes: Christus zwischen Johannes Bapt. und Maria, jede der
drei Personen auf eigenem Schemel stehend; lange Gestalten mit zu kleinen
Köpfen. Die Inschrift:
SlS PIA QVESO TVO BERNVVARDO TRINA POTESTAS
bezeichnet den heil. Bernward sicher nicht als Verfertiger der Elfenbein-
platte, sondern als Schenker des ganzen Werkes. Die Goldschmiedarbeit