2. Viel geringer in der Technik ist das Kreuz, welches Bernwardus
an das von ihm als Mitbegründer gestiftete Frauenkloster Heiningen ge-
schenkt hat. Er war auf seiner Romreise mit den Stifterinnen (Hilde-
svita und Walburgis) dieses Hauses zusarnmengetroEen. Ganz nahe der
Kaiserpfalz Werla erhob sich Bernwardus' Bau. Das Kreuz war bestimmt,
den Altar in dem für die Laien bestimmten Raum zu krönen; es hat die
Form, wie sie Bernwardus liebte: je eine viereckige Tafel an den vier Kreu-
zesenden. Das Kreuz besteht aus Silberplatten, auf einem Holzkern fest-
genagelt. Das Filigran, das in wenig zusammenhängender Zeichnung den
Grund bedeckt, ist gekerbter Draht, ziemlich roh. Je ein großer Krystall
oder Edelstein in jeder der vier Potenzen; sonst eine ziemliche Anzahl
kleiner Steine auf dem Kreuze vertheilt. Natürlich auch hier kein Email.
3. Noch einfacher, ohne Filigranschmuck, ist ein silbernes Kreuz im
Domschatz, dessen gravirte Inschrift! BERNVVARDVS PRESVL FECIT
HOC (der gothische Fuß ist natürlicher Weise viel jünger). Führer Nr. 6.
Es erinnert der Form nach_ an das Kreuz im Codex Egberti (bei Kraus,
Miniaturen des Codex E. Tafel XLVllll, L und LI). Der gegossene bär-
tige Cruciiixns ist wohl sehr roh gearbeitet, aber er zeigt schon jenes
starke Hervorneigen des Kopfes, wie wir es an den Domthüren sehen.
Es ist schwer zu entscheiden, ob Christus schon todt sei, oder ob der
Künstler ihn darstellen wollte, wie er die ihm zur Rechten stehende
heil. Mutter anredet, und deshalb das Haupt nach vorne abwärts beugt.
Das Werk sieht wie ein Versuch aus, wie ein Anfang der Gießereischule.
Der Titulus des Kreuzes ist gravirt und mit Niello ausgefüllt.
4. An das Kreuz möchte ich anschließen jenen Leuchterfuß
im Welfenmuseum zu Hannover, welchen der Katalog desselben 1883,
S. 64, Nr. 35, beschreibt. Er soll nämlich von S. Bernwardus herstammen.
Auf vier Greifenklauen erhebt sich der schwach gewölbte Schild mit den
vier Evangelistenfiguren zwischen Drachen und Blattwerk. Der Aufsatz aber
stellt Adam vor, der aus dem Sarge ersteht, dessen Deckel von Engeln
gehoben wird. Wenn ja dies eine Arbeit S. Bernward sein sollte, so ist
ein merklicher Fortschritt der Plastik erkennbar. Andere versetzen des-
halb den Leuchterfuß in's rz. Jahrhundert.
5. Ein anderes Stück, das die neuere Zeit dem S. Bernward abstreitet,
während die alte Tradition es mit merkwürdiger Zähigkeit ihm zuschreibt,
ist die Patene des h. Bernward, die ich im oben angeführten Werke
als Nr.65 beschrieben habe. Die Abbildungen finden sich daselbst S. 295
und 47. Es steht nun trotz des Widerspruches, auch des gelehrten Jesuiten
Beißel fest, dass diese silberne Patene vom heil. Bernward selber stamme.
Nicht als ob er sie ganz und gar selbst verfertigt hätte, obschon auch
dieses nichts so Außerordentliches wäre. Die Techniken sind gleich denen
am Einbande des Codex 18 der Hildesheimer Schatzkammer: gewisse
Partien der Zeichnung vergoldet, die anderen in heller Silberfarbe
gelassen, die Gravurgruben mit Niello ausgefüllt. Die zu einem Achtpass