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MAHTILD. ABBATISSA ME FIERI IVSSIT ET CHRISTO CON-
SECRAVIT (?).
Es ist dieselbe Mathildis, die ich schon oben (S. 104) als Zeitgenossin Bern-
ward's bezeichnet habe (reg. 974-rorr). Der siebenarmige Leuchter ist
ein ziemlich gutes Abbild jenes Leuchters, der auf dem Titusbogen
in Rom unter der Beute aus dem Jerusalemer Tempel im Triumphzugie
des Kaisers getragen wird. So hätten wir denn drei große Werke des
heil. Bernwardus als Frucht seines Romaufenthaltes zu verzeichnen.
Man entgegne mir nicht, dass das Evangeliar des Bernwardus einen ganz
anderen siebenarmigen Leuchter zeige: einen eigentlichen Kerzstall, auf
dessen horizontalem Balken sieben Leuchter stehen; - der Miniator der
Hildesheimer Domschule ist seine eigenen Wege gegangen. Es ist auch
möglich, dass, als er diese Zeichnung machte, der Leuchter längst schon,
jahrelang nach Essen sei abgeliefert worden und dass er in seiner Phan-
tasie durch die Wirklichkeit des Essener Leuchters nicht in bestimmte
Bahnen gelenkt werden konnte.
rr. Und noch ein Werk, das heute existirt, hat Bernward selbst
gefertigt: seinen Steinsarg, ein höchst einfaches, schlichtes Werk. Der
ernste. sich in Arbeit und Askese aufreibende Bischof erreichte kein hohes
Alter; sein Lehrer Thancmar, der ihn als Knaben übernommen, beklagte
den frühen Tod seines Schülers (1022, 20. November), seines Bischofs,
und setzte ihm das rührende Denkmal in der noch vorhandenen Lebens-
beschreibung. Die Kunst war des Bischofes eigentliche Erholung.
Täglich kam er zur bestimmten Stunde in die Werkstätten und sah nach,
und wenn er krank war, suchte er hier Zerstreuung. So ward er nicht blos
zum Mäcenas einzelner Künste, er kann als Patron der Künste, so gut
wie der französische Goldschmied-Bischof, der h. Eligius, betrachtet werden.
Wie streng er auch im Leben war, wie cluniacenserisch streng es auch
ist, dass er begehrte, seine Todtenbahre solle nicht mit einem pallium, d.h.
wohl 25511611511 Bahftuchgu, sondern mit einem cilicium, d. h. wBüBer-
hemdu bedeckt werden: er gehörte doch nicht jener strengen Richtung
an, welche im rr. Jahrhundert namentlich während der Wirren unter
Heinrich lV. wie mit Naturnothwendigkeit im religiösen Denken, Fühlen,
wie in der Kunst und Politik zur allgemeinen Herrschaft kam. In der
Kunst könnte man die mit den Kreuzzügen beginnende Richtung -
gegenüber der antik naiven der älteren Zeit - die sentimentale nennen.
Noch naiv ist der erste Theil der Grabschrift, welche sich Bern-
wardus gesetzt:
Pars hominis Bernwardus eram: nunc premor in isto
Sarcophago diro: vilis et ecce cinis.
Pro dolor officii culmen, quia non bene gessi:
Sit pia pax animae; vos et Amen canite.
Wir finden einen ganz ähnlichen Vers:
Pulvis es - en pulvis: tu cinis - ecce cinis