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auf dem Epitaph, welches Ekkehard IV. von S. Gallen dem Ekkehard Il.
Palatinus, der im Dome zu Mainz ruht, gesetzt hat, vielleicht noch vor
1031, in welchem Jahre der Erzbischof Aribo starb, für den ja Ekke-
hardus IV. gearbeitet hatte.
Beiden, dem Epitaph des Bernwardus wie dem des Ekkehardus,
dürfte ein gemeinsames älteres Vorbild, vielleicht selbst im Dome von
Mainz, zu Grunde liegen. Geradezu rührend ist es, wenn des h. Bern-
wardus irdischer Ueberrest in echt naiver, fast antiker Weise klagt, dass
er von diesem schrecklichen Sarge gedrückt werde. Daneben nimmt sich
der zweite Theil sentimental aus, in welchem er es beklagt, dass er die
Pllichten seines hohen Amtes nicht gut erfüllt habe, nnon bene gessia.
Er hatte ja doch stets nach bestem Wissen gehandelt, und all" die kleinen
Fehler und Uebersehen und Unterlassungen, die trotz aller Wachsamkeit
dem ernsten Manne unterlaufen mochten, konnten doch die schwere Klage
"non hene gessiu nicht rechtfertigen.
In derselben Weise steht S. Bernwardus auch in der Kunst auf der
Grenze zweier Zeiten: er gehört noch jener Zeit an, da noch der Clerus
der alleinige Träger der Künste war; da eben die Lateinbildung Alles
war und deutsch doch nur die Sprache des Volkes war und Jener, deren
Schulbildung nicht'viel über das Volk herausragte. Aber schon gehört er
der zäheren, an sich das ästhetisch gebildete Auge viel weniger lockenden
Richtung der Kunst an, die die Keime eines neuen, national gestalteten
Stils enthielt, der seine volle Blüthe dann erfuhr, als Deutsch auch von
den Dichtern zur Sprache des Liedes, der epischen großen Dichtung
verwendet wurde und als diese ihre erste Blüthe erlebte. Seine eigent-
liche Kraft ruhte aber nicht in der Baukunst, wenigstens ist er hierin
kaum selbständig als Bahnbrecher vorangegangen, sondern in den Kün-
sten, die das Heiligthum zieren sollen: in Malerei und Plastik. Wie
weit auch Egbertis, des Trierer Erzhischofs, Einfluss namentlich in der
Goldschmiedekunst reichte, wie sehr auch seine Werke heute noch ge-
priesen werden: Bernwardus, in seinen Goldschmiedarbeiten ein Schüler
Egberfs ohne ihn zu erreichen, lebt weit lebendiger im Gedächtnisse
des Volkes, ja selbst der Kunstgeschichte, als jene prächtige Gestalt;
denn ihm waren wirklich die Augen aufgegangen, dass er
sah, wohin des deutschen Volkes Sinn drängte. Nicht nach dem Glanze
byzantinischer Miniaturen, flacher Reliefs und feiner Goldschmiedwerke,
sondern nach plastischer Gestaltung dessen, was ihm im Herzen und
Kopfe lebte. Und das war der große Gewinn seiner Romreise ge-
wesen, auf der die Antike überwältigend auf den Sachsensohn wirkte
und ihn begeisterte, Nachbilder des Geschauten auf sächsischer Erde zu
schatfen, soweit es seiner noch schweren Hand, seinem noch ungeschulten
Auge gelingen mochte. Denn der Blinde oder der Schwachsichtige, dem
das Auge plötzlich geölfnet wird, kann darum noch nicht sehen, er
muss erst sehen lernen. Und das Schöne als solches zu sehen, d. h. zu