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gebniss gewissenhafter, mühsamer Arbeit, und durchwegs zeigt sich das Streben nach
pracisem Ausdruck, Klarheit und Kurze. Der Verf. scheut nicht zurück vor einem, wir
mochten sagen, opferrnuthigen Entsagen, wenn es gilt, Schlüsse und Ergebnisse fallen
zu lassen, die nicht genügend historisch sicher zu stellen sind. Vor Allem kommt es ihm
darauf an, die Bahn zu saubern, sie frei zu machen für vururtheilslose Beurtheilung der
in Museen, Kirchen u. s. w. noch vorhandenen Arbeiten.
An die Spitze der chronologischen Reihe stellt er die Fliesen aus S. Giovanni a
Carbonara in Neapel, die auch Burckhardt-Bode in der 4,. Auflage des Cicerone ertvahnt,
wo sie der Schule der Della Robbia zugeschrieben werden, wahrend anderen Hand-
büchern diese Majoliken überhaupt unbekannt sind. Molinier hält dieselben, wie es
scheint mit weitaus größerem Rechte, für neapolitanische Arbeit und möchte für ihre
Entstehung das Jahr 1440 in Anspruch nehmen. - Es folgt eine Reihe anderer datirter
Stücke, deren Fabricationsort nicht festgestellt werden kann. Die altesten Majulika-Fliesen,
von welchen wir sicher wissen woher sie stammen und die auch über manches andere
Stück Aufschluss geben, sind jene der Cappella Marsili in S. Petronio in Bologna vom
Jahre 1487. Sie sind aus einer von einem gewissen Betini geleiteten Fabrik in Faenza
hervorgegangen, und bilden die geschichtlich werthvollsten und wichtigsten Ueberreste
aus dem 15. Jahrh. lhnen reihen sich einige Arbeiten aus Forli an; alle übrigen heran-
gezogenen Stücke sind zwar in Bezug auf ihr Alter mit Sicherheit zu classificiren, ihre
Herkunft dagegen bleibt mehr oder minder zweifelhaft. Zum Schlusse bespricht Mo-
linier das berühmte Service des Museums Correr in Venedig, das bisher als vorzüg-
lichste Arbeit des 15. Jahrhs. galt, da es mit der Jahreszahl 1482. versehen ist. Das Trür
gerische dieser Datirung weist aber Molinier in unzweifelhafter Weise nach und versetzt
diese Majoliken in den Anfang des 16. Jahrhs., zwischen 1515 und 1520, wo sie in Castel
Durante entstanden und von Niccolo da Urbino gemalt sein dürften.
Wie man sieht, kommt es dem Verfasser nicht darauf an, einen historischen Zu-
sammenhang herzustellen, aus spärlichen Resten künstlich den Entwickelungsgang zu
construiren, wobei man nur zu leicht der Versuchung erliegt, die zufällig vorhandenen
Bausteine für jene Stellen zuzuhauen, wo die Lücke klafft. Auf eine zusammenhängende
Geschichte auf diesem Gebiete müssen wir wohl für immer verzichten, es wäre denn,
dass erfolgreiche Nachgrabungen an den wichtigsten Fabricationsorten neues Forschungs-
material zu Tage fördern. Wie die Dinge heute stehen, erwerben sich Jene das grüßte
Verdienst, welche sich auf Erforschung einzelner Thatsachen beschränken und sich damit
zufrieden geben jene lrrthümer nach und nach auszumerzen, welche in erster Linie
durch Passeri in die keramische Litteratur Eingang gefunden. Fs.
Bibliographie des Kunstgewerbes.
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Kunstgewerblicher Unlerricht.
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l
Bulletin mensuel de l'un et de 1a curiosite
du sud-uuest de lu France; pur une
reunion dämnteurs. In annäe. Nr. l.
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Cräalion ä PEcoIe des ßeuux-Arts d'un en-
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Denkmäler der Kunst zur Uebersichl ihres
Enrwickelungsgnnges von den ersten kunst-
lerischen Versuchen bis zu den Sllnd-
punkten der Gegenwart. Bearb. von Protf.
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203 Tnf. und erklär. Texlbd. Clnssiker-
Ausg. In 36 Liefrgn. l. Liefg. qu. Fol.