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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1890 / 8)

Zwecken Glasstücke mit Gold zu belegen anfing, um sie zu den übrigen 
Farbtönen des Glasmosaik, von denen schon Plinius redet, hinzuzufügen. 
Und im Hinblicke hierauf lege ich besonderen Werth auf den Um- 
stand, dass genannter Autor in der angezogenen Stelle, obwohl er von 
Mosaik der Wände und Decken, ja sogar schon von Glasmosaik spricht, 
dennoch sich keines Terminus für diese Gattung Arbeit bedient, der auf 
den Stamm mus lautet, und ebenso halte ich es für hochbedeutsam, dass 
sich hingegen von der Zeit an, da man den Goldbeleg auch im Glas- 
mosaik kannte, die Worte opus musivum, musaicum, musivarii u. dgl. 
häufen, entsprechend auch der Kunstthätigkeit, welche damals Sta. Co- 
stanza, Sta. Maria Maggiore, S. Paolo fuori le mura und so viele andere, 
prachtvoll mit Goldmosaiken bedeckte Kirchenbauten entstehen ließ. 
Kugler bemerkt sehr richtig in seinem Handbuch der Geschichte der 
Malerei M), dass "die historische Mosaikmalerei im größeren Stil erst im 
Laufe des 4. Jahrhunderts und dann plötzlich in großer Ausbreitung 
aufgekommen seiu. Und in demselben Verhältnisse, als das neue, dem 
Geschmacke der Periode so sehr entsprechende technische Mittel des 
Gold- und Glasmosaiks in Aufschwung kam und mit ihm das neue, es 
bezeichnende Wort, in demselben Maße verschwinden eben auch mit 
der Sache, die sie benennen, die altclassischen Ausdrücke: opus Alexan- 
drinum, sectile, tesselatum etc., allmälig. 
lch werde nun nachzuweisen haben, dass musivum, musaicum, und 
wie die Varianten alle lauten, in der That die Vergoldung am Glas- 
mosaik ursprünglich bedeute, dass die Kenntniss dieses eigentlichen 
Sinnes des Wortes sich bei den Schriftstellern eine Zeit lang wohl erhalten 
habe, allmälig aber dieser Ausdruck zu einem Terminus verwässert worden 
sei, welcher Alles, was wir im modernen Sinne damit meinen, umfasst, 
also jegliche Species zusammengesetzter Arbeit überhaupt, ob nun Gold, 
Glas, Stein, Holz, Elfenbein, Schildpatt, Perlmutter oder was immer, dazu 
gebraucht worden sei. Hieraus wird weiter aber hervorgehen, dass das 
Wort a priori mit unserem heutigen Begriff vMosaiku (Zusammensetzung) 
gar nichts zu thun hatte, sondern lediglich jene eigenthümliche Art Ver- 
goldung bedeutetqwelche zur Herstellung der kunstgeschichtlich wichtigsten 
Gattung Mosaiken erforderlich ist, wie sie vorher schon zur Anfertigung 
der altchristlichen Glasgefässe diente. Der Terminus, welchen wir gegen- 
wärtig hauptsächlich für ein bestimmtes Kunstgenre im Munde führen, 
bezeichnete ursprünglich eine, noch mehrere Genres (der Vergoldung) um- 
fassende Technik, nicht jene eine Tochter derselben allein; die Technik 
verschiedener Kunstrichtungen hieß so, nicht jener eine Zweig, vielmehr 
eine Anzahl Verzierungsweisen, welche alle im alten Sinne wmusivischu 
sind, weil sie auf Vergoldung beruhen, von denen jedoch blos die eine 
hervorragende Bedeutung erlangt und infolge dessen den Namen für sich 
w) 3. Anm I, pas S 
' 9 n.
	        
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