Zwecken Glasstücke mit Gold zu belegen anfing, um sie zu den übrigen
Farbtönen des Glasmosaik, von denen schon Plinius redet, hinzuzufügen.
Und im Hinblicke hierauf lege ich besonderen Werth auf den Um-
stand, dass genannter Autor in der angezogenen Stelle, obwohl er von
Mosaik der Wände und Decken, ja sogar schon von Glasmosaik spricht,
dennoch sich keines Terminus für diese Gattung Arbeit bedient, der auf
den Stamm mus lautet, und ebenso halte ich es für hochbedeutsam, dass
sich hingegen von der Zeit an, da man den Goldbeleg auch im Glas-
mosaik kannte, die Worte opus musivum, musaicum, musivarii u. dgl.
häufen, entsprechend auch der Kunstthätigkeit, welche damals Sta. Co-
stanza, Sta. Maria Maggiore, S. Paolo fuori le mura und so viele andere,
prachtvoll mit Goldmosaiken bedeckte Kirchenbauten entstehen ließ.
Kugler bemerkt sehr richtig in seinem Handbuch der Geschichte der
Malerei M), dass "die historische Mosaikmalerei im größeren Stil erst im
Laufe des 4. Jahrhunderts und dann plötzlich in großer Ausbreitung
aufgekommen seiu. Und in demselben Verhältnisse, als das neue, dem
Geschmacke der Periode so sehr entsprechende technische Mittel des
Gold- und Glasmosaiks in Aufschwung kam und mit ihm das neue, es
bezeichnende Wort, in demselben Maße verschwinden eben auch mit
der Sache, die sie benennen, die altclassischen Ausdrücke: opus Alexan-
drinum, sectile, tesselatum etc., allmälig.
lch werde nun nachzuweisen haben, dass musivum, musaicum, und
wie die Varianten alle lauten, in der That die Vergoldung am Glas-
mosaik ursprünglich bedeute, dass die Kenntniss dieses eigentlichen
Sinnes des Wortes sich bei den Schriftstellern eine Zeit lang wohl erhalten
habe, allmälig aber dieser Ausdruck zu einem Terminus verwässert worden
sei, welcher Alles, was wir im modernen Sinne damit meinen, umfasst,
also jegliche Species zusammengesetzter Arbeit überhaupt, ob nun Gold,
Glas, Stein, Holz, Elfenbein, Schildpatt, Perlmutter oder was immer, dazu
gebraucht worden sei. Hieraus wird weiter aber hervorgehen, dass das
Wort a priori mit unserem heutigen Begriff vMosaiku (Zusammensetzung)
gar nichts zu thun hatte, sondern lediglich jene eigenthümliche Art Ver-
goldung bedeutetqwelche zur Herstellung der kunstgeschichtlich wichtigsten
Gattung Mosaiken erforderlich ist, wie sie vorher schon zur Anfertigung
der altchristlichen Glasgefässe diente. Der Terminus, welchen wir gegen-
wärtig hauptsächlich für ein bestimmtes Kunstgenre im Munde führen,
bezeichnete ursprünglich eine, noch mehrere Genres (der Vergoldung) um-
fassende Technik, nicht jene eine Tochter derselben allein; die Technik
verschiedener Kunstrichtungen hieß so, nicht jener eine Zweig, vielmehr
eine Anzahl Verzierungsweisen, welche alle im alten Sinne wmusivischu
sind, weil sie auf Vergoldung beruhen, von denen jedoch blos die eine
hervorragende Bedeutung erlangt und infolge dessen den Namen für sich
w) 3. Anm I, pas S
' 9 n.