JGL
lange er im ungegohrenen Zustande sich befindet, also nichts Anderes
noch als die verriebene, gemahlene oder gequetschte Traubenmaterie ist,
wofür das classische Latein mustum, mustaceus (Plin. XV. 30, Cic. Att.
V. 20) und unsere Sprache das verwandte Most hat, sammt Allem, was
weiter damit zusammenhängt: Mostarda, moutarde, das deutsche Mus etc.,
das lateinische mulsum etc. Plinius bedient sich desselben Wortes sogar
für einen anderen Stoß", indem er von mustum olei spricht, was klärlich
beweist, dass der Terminus des in Rede stehenden Stammes immer den
Sinn des Vermahlenseins oder Aehuliches bezeichnet. Ebenso erstreckt sich
der BegriE auf das geriebene Salz, z. B. sal pro coquina ipsarum, pro
domo ipsnrum, quod vulgariter müzsalz dicitur. Monum. Boica, ad
ann. 1302, lV. 355.
Ohne den Leser in allzu weite etymologische Labyrinthe führen zu
wollen, deute ich nur darauf hin, dass, dem bezeichneten Sinne gemäß,
natürlich noch eine große Menge von Worten hierher gehören, welche
das Untereinanderbringen verschiedener Bestandtheile bedeuten, wie es auch
beim Verreiben, Vermablen der Fall ist. Immer ist ein solcher Process
ein Vermischen, und wir finden die Wurzel daher vielfach in Worten, welche
Mischung, Paarung bezeichnen. So nennen die Albanier und Walachen
das männliche Zuchtthier, welches zur Erzielung von Maulthieren, Maul-
eseln etc. gebraucht wird, muske, die Slaven aber misku, misgu, rnisle, womit
der griechische, nach Hesychios phokaeische Namen dieses Thieres gwxlög
zu vergleichen wäre, woraus durch Ausfall des 1 und Vocaldehnung das
lateinische mulus ward. Das bereits erwähnte mulsum, 51.5611, war ein
aus Honig und Wein gemischtes Getränk. (Hehn, Culturpflanzen und
Hausthiere, pag. in.) Sehr richtig weist auch Hehn (ibid. pag. 456)
darauf hin, dass Mühle, Müller im Deutschen nicht von dem einheimischen
Verbum malan, sondern aus dem Lateinischen herkommen, als Bezeichnung
der nEinrichtungen zur Zerreibung und Reinigung des Getreidesu. Zwar
besäße malan denselben Sinn, der fremde Stamm aber kam mit der
fremden mechanischen Erfindung herein und erhielt sich. Sollte etwa
der alte deutsche Name des Hermelins Müsch oder Moesch, im Alt-
preußischen mosuco, auch von der Mischung seines Felles'aus Weiß und
Schwarz seinen Ursprung herleiten? was wieder auf die vielfachen
Bezeichnungen von Flecken: mos, mas, maser etc., führen würde. Der
Sperber heißt italienisch von seinem gefleckten, gemischten Gefieder
moschetto. Wieder nach anderer Richtung eröifnen einen Zusammenhang
die zahlreichen, auf das Kneten und seine Resultate, also ebenfalls Termini
des Mischens, bezüglichen Worte, wie püßa, massa, rnassage etc.
(Schluss folgt.)