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Bildhauer in den frommen Bruderschaften verzeichnet, aber auch Fremde, Niederländer
und ltaliener werden im Lande beschaftigt. Aus dem Jahre 1676 liegt auch eine lÜrdnünga
der Congregation vor, zu welcher die einheimischen Meister zusammengetreten waren;
engherzige Prohibitivmaßregeln gegen Gewerbsstörung durch Fremde sind auch hier wie
in allen solchen Fallen der Hauptinhalt, ohne eben hindern zu können, dass gerade die
bedeutenderen Auftrage Nichtangehorigen der Genossenschaft zu Theil geworden sind. Ein-
heimische Künstler, deren Wallner eine Anzahl aus jener Epoche mit verschiedenen Angaben
über ihre Beschäftigung anführt, hatten in der Regel nur Decorationen für Prncessions-
umzüge, Anstreichereien, Vergoldungen, Wappen, Ausbesserungen alterer Werke u. dgl.
zu besorgen. Wie immer brachte eine große Arcliitekturthatigkeit auch in Laibach ein
höheres Streben in den Gesammtkreis der bildenden Künste. Hier war es der Neubau
so vieler prächtiger Barockkirchen, des Domes, St. Jacob, St. Peter, der Augustiner-
kirche etc., was befruchtend einwirkte, jener besonders durch ihren Reichthum an Marmor-
arbeiten beachtenswerthen Gotteshäuser, mit deren Entstehung so bedeutende fremde
Künstlernamen wie P. Andrea dal Pozzo, Giulio Quaglio, Gabrielli u. A. in Verbindung
stehen. Unter den Bildhauern und Steinmetzen ist der am Dombau thatige Michael Samuel
besonders wichtig, dann die Venezianer Francesco und Luigi Bombasi. Der Achitekt Pietro
Janni leitete den großen Bau nach einem aus Rom gesendeten Entwurf des berühmten
Jesuiten. Auch der Mailander Francesco Ferrnta hat mit dieser Unternehmung zu thun,
sein Schwiegersohn Fra ncesco Robba ist der bedeutendste plastische Künstler Laibachs,
dessen Umbauten am Rathhaus, dessen Giganten am Seminargebäude, sowie den schönen
Rathhausbrunnen wir noch zu würdigen Gelegenheit haben. Alle früheren Litreraturquellen
über Laibach erwähnen einen fast unbekannten Bildhauer Filippo di Giorgio als Meister
des imposanten Hochalters bei den Franziskanern (ehedem Augustinern), dessen Existenz
Verfasser dieses übrigens bereits in einer älteren Arbeit bedenklich erschien. Wallner
weist ienen Mann nur als einen Macen aus patrizischer Familie aus den Urkunden nach.
Neben Lukas Mislej ist ferner als Bildhauer Heinrich Michael Lohr bemerkenswerth. Die
kleine Schrift ist überdies reich an kunst- und culturgeschichtlichem Detail und deshalb
eine sehr dankenswerthe Gabe, in der Ausarbeitung von vielem Fleiße zeugend. Be-
dauerlicherweise scheinen die Urkunden Pozzo's und des geistreichen Freskanten des
Domes, Quaglio, gar nicht zu gedenken. Wir wünschten seht, dass der eifrige Verfasser
es bei dieser ersten kunsthistorischen Ausbeutung im Lande nicht bewenden lassen
mochte. llg.
a-
Les femmes de Brantöme. Par Henri Bonchot. Paris, i89o. 290 S. 4".
Mit vielen Abbild. in Tafeln, sowie im Text. M. 20.
Dieses Buch hat zwar seinen bedeutendsten Werth als Sittenschilderung einer Zeit '
und eines Hofes, welche sich beide durch mehr als erlaubte Freiheit auszeichneten.
Brantöme hat die Zeit miterlebt, er gehörte als Edelmann zum Hofe der Königin Ka-
tharina Medicis und ihrer Sohne; er war nicht besser als die Zeitgenossen, und so ist
er ein treuer Berichterstatter geworden, wenn er auch irn Einzelnen, da er erst später
aus eigenen und Anderer Erinnerungen das Erlebte und Gesehene niederschrieb, viele
Fehler und lrrthümer begeht. Aber das Buch hat auch für unseren Standpunkt seinen
Werth. Erstens ist es ein Prachtbuch der franzßsischen Typographie und Illustratione-
kunst, und zweitens ist es von Interesse wegen der Echtheit der Costüme und der
Porträts, sowie in ornamentaler Beziehung. Die Geschichte der Moden am französischen
Hofe von der Zeit Franz l. bis zum Beginn der Regierung Heinrich's lV. lasst sich an
den Porträts und anderen lllustrationen ganz gut verfolgen. Die Porträts, unter denen
sich diejenigen der Diana von Poitiers, Katharina von Medicis. Maria Stuart, Margaretha
von Valois und vieler anderer Damen von hoher Stellung und Qberühmtem Namen
befinden, sind gleichzeitigen, gewiss getreuen und ähnlichen Zeichnungen zum Theil
berühmter Meister facsimilirt nachgebildet, wobei der Leser nicht ohne einige Verwun-
derung bemerken wird, dass die Originale, denen Brantöme so überschwengliches Lob
der Schönheit ertheilt, keineswegs sich durch diese Eigenschaft ausgezeichnet zu haben
scheinen. J, v. F,
l
Bilder aus dem königl. Kunst- und Alterthümer-Cabinet und der königl.
Staatssammlung vaterländischer Kunst- und Alterthums-Denktnale in
Stuttgart. Herausgeg. im Auftrage des Ministeriums. Stuttgart, Kohl-
hammer, 188g. Fol. 27 S. Text u. 20 Taf. Abbild. in Lichtdr. M. 6.
_ Das Werk ist eine Huldigung an König Karl von Württenberg, herausgegeben zur
Feier des zgiahrigen Regierungsiubilaums. Der Text enthllt die Geschichte des iKonigI.
Kunst- und Alterthümercabinetsu und der -K0nigl. Staatssamrnlung vaterlandischer Kunst-