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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1890 / 10)

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Selbstverständlich steht er vollständig auf dem Boden der Dreizeitentheorie, m deren 
romanhafter Verfolgung er viel weiter geht, als irgend einer seiner zahlreichen Vor- 
gänger. Von den Germanen ist kaum einmal die Rede, denn die Nordmänner haben 
mit diesen Barbaren nichts zu schaffen: sie sind vielmehr Halbbruder der Griechen, von 
denen sie sich am Schwarzen Meere getrennt hatten. Etwa vom e. Jahrhundert n. Chr. 
ab (das v-Wikingt-Zeitalter währt vom a. bis to. Jahrh.), gab es zwei ebenbürtige Cul- 
turen in Europa: eine mittellandische und eine nordische; dazwischen liegen dte ger- 
manischen nSümpfen mit ihren wilden Bewohnern. Was in nordischen Gräbern gefunden 
wurde, ob Bronze oder Edelmetall, ist natürlich alles Werk dieser nordischen Cultur 
und Kunst." Nur die gefundenen Münzen weisen leider durchwegs römische Kaiser- 
inschriften auf, was den Verfasser zu der naiven Bemerkung veranlasst: sEs muss als 
überraschend eingeräumt werden, dass die nordischen Völker, die doch, wie die Funde 
lehren, in der Herstellung schöner Waffen und Gerathe so weit vorgeschritten waren, 
keine eigenen Münzen gehabt haben.- 
Eine Kritik solcher Anschauungen Ware bei dem heutigen Stande der Forschung 
nicht mehr die Druckerschwarze werth. Und doch wird man bei Beobachtung der ent- 
sprechendenVorsicht das gefällig ausgestattete Buch nicht ohne Nutzen aus der Hand legen. 
Dies liegt an den zahlreichen Abbildungen, die der Verfasser insbesondere zur lllustrirung 
von Citaten aus den nordischen Sagen eingefügt hat. lst z. B. in einer Sage etwa von 
einem Stuhle die Rede, so folgt eine ganze Reihe Abbildungen von Stühlen, unter An- 
gabe des Ortes woher sie stammen und wo sie sich gegenwärtig befinden, aber durch: 
wegs ohne Zeitbestimmung. Für den besonnenen Betrachter verschlägt es alsdann wenig, 
wenn die abgebildeten Stühle keineswegs dem nWiking-Zeitalterc, sondern dem späten 
Mittelalter und der Renaissance angehören R15- 
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Ueber Glasfarben. Von Emil Adam. (Jahresbericht der k. k. kunst- 
gewerblichen Fachschule für Gias- u. Metallindustrie in Steinschönau, 
t890.) 8". 
Der diesjährige Bericht der Schule in Steinschonau (Dircctor Architekt Leon Chilla) 
erregt ein besonderes Interesse dadurch, dass ihm eine Abhandlung des Chemikers und 
Fachlehrers Emil Adam nUeber Glasfarbenv vorausgeschicltt ist. Diese Abhandlung ist 
dem Bedürfniss und der Einsicht entsprungen, dass die bisherigen Lehrbücher über den 
Gegenstand viele Ungenauigkeiten, Widersprüche und ungenügend erprobte Recepte ent- 
halten und daher bei den Glasmalermselbst in Misscredit gekommen sind. Der Verfasser 
stellt nun in dieser Abhandlung in aller Kürze und doch für den Praktiker genügend 
die erprobten und bewährten Recepte zusammen, und zwar nach den folgenden Arten: 
t. Glasschmelzfarben, und zwar Farbpräparate und Flüsse für Glasschmelzfarben; z. Matt- 
farben; 3. Glasemailfarben. - Mit dem Beginn des neuen Schuljahres tritt Emil Adam 
in den Verband des Oesterr. Museums als Adjunct am chemischen Laboratorium des- 
selben. J. v. F. 
s. 
Bayerische Bibliothek. Begründet und herausg. von Karl v. Reinhard- 
stoettner und Karl Trautmann. Bamberg, Buchner, 1890. Das 
Bändchen ä M. t'4o. 
Die hübsche typographische Ausstattung, der billige Preis, vor Allem aber der gut 
gewählte lnhalt dieser handsamen, mit zierlichen Illustrationen versehenen nBibliotbeku 
sichern derselben einen zahlreichen und ausgedehnten Leserkreis. Da die Herausgeber 
mit vollem Rechte auf das wachsende Interesse und Veratändniss im großen Publicum 
für kunsthistorische Abhandlungen, namentlich soweit sie vaterllndische StoEe betreffen, 
Rücksicht nehmen, befassen sich bereits fünf Nummern mit derartigen Themen. - Paul 
Johannes Ree, dessen nPeter Canclid- vor wenigen Jahren als fachwissenschaftliche 
Arbeit "erschienen ist, führt nun im fünften Bandcben diesen treiflichen Meister der Hoch- 
renaissance in populärer Form seinen Landsleuten vor und zeigt, wie viel Bayern und 
namentlich München diesem hochbegabten und vielseitigen Künstler verdankt. - ln der 
folgenden, sechsten Nummer behandelt Hans Riggauer die Geschichte des königlichen 
Münzcabinets in München, und fügt derselben im Anhang einen Führer durch dieses 
Museum bei. Das 70 Seiten starke Bändchen schmücken 28 wohlgelungene Illustrationen, 
Münzen mit den Bildnissen der bayerischen Regenten, sogenannte Gnadenpfennige, die 
werthvollsten Schaustücke der Sammlung u. s. w. -Wilhelm Vogt spricht im folgenden 
Bande über Elias Holl, der Reichsstadt Augsburg bestelltetn Werkmeister, rdessen Hand
	        
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