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eroberte, nahm er die Ueberreste derselben mit sich und setzte sie 825
zu Benevent bei. Das Haupt des Heiligen war vorher weggenommen
worden und befindet sich jetzt noch mit anderen Gebeinen desselben
samrnt dem in zwei gläsernen Flaschen verschlossenen Blut, in einer
prächtigen Capelle des Doms zu Neapel.
Als der Lothringische Kaiser Ludwig ll. t_84.4-875) einen Zug
gegen Campanien machte, urn das Land gegen die Ungläubigen zu
schützen, verbergen die Landleute die Reliquien der Heiligen in einem
Kirchengcwölbe, was ein Ritter aus Schwaben im Zuge des Kaisers erfuhr.
Er lieB sich den Aufbewahrungsort zeigen, verschloss sie mit Wissen des
Priesters, bei dem er Herberge genommen, in eine Lade und verbrachte
sie nach seiner Heimkehr im Jahre 87x unter Abt Hatto ll. in das
Kloster Reichenau." Kraus erwähnt in Bezug auf letztere Angabe, dass
bereits Kaiser Lothar l. nach einem Gedicht Walahfrids, welches sich in
einer vaticanischen Handschrift befindet (Christin. reg. 469, herausgeg.
von Dümmler in den "Reichenauer Reliquien" im Anzeiger für Kunde
der deutschen Vorzeit 1876, N. F. XXlIl, 178), die Gebeine des heil.
Januarius nach der Reichenau übertrug.
Der Schrein selbst gehört auch zu den größeren, ist o'9o Meter
lang, o'25 Meter breit und ca. (V43 Meter hoch, und ist eine nicht sehr
bedeutende Arbeit der Goldschmiedekunst des Mittelalters. Marmor und
Kraus setzen ihn seiner rundbogigen Wandarcaden wegen in das 12. Jahr-
hundert, die Figuren in die gothische Zeit, während ich trotz des Rund-
bogens nach dem Charakter der Pfeiler und der Zwickelbildungen, sowie
_nach dem Charakter der als Strebepfeiler mit durchaus gothischer Profi-
lirung gebildeten Ecklösungen den Schrein wie die Figuren in die gothische
Zeit zu setzen geneigt bin. Als Ruhepunkte für den Schrein dienen vier
Löwen. Die einzelnen Blendarcaden sind gefüllt mit in Silberblech -
dem opus propulsatum -1 getriebenen Heiligenfiguren und Aposteln, die
mit recht plumpen und im Maßstab verunglückten Rosetten abwechseln.
Die dargestellten Figuren sind auf der Vorderseite die Kreuzigung,
Christus zwischen Maria und Johannes und zwei Aposteln, am Deckel
die Madonna mit dem Kinde, diesem einen Apfel reichend, zwischen
zwei Aposteln. Die Rückseite hat am Deckel zwei Apostel, unten den
heiligen Januarius mit einem Buch, in einen Mantel gehüllt, umgeben
von zwei Aposteln. Auch die Reliquie des heil. Januarius traf das
Schicksal, dass sie später in Reichenau selbst angezweifelt wurde.
Ein interessantes Werk der gothischen Goldschmiedekunst des t4.Jahr-
hunderts ist der Reliquienschrein der heil. Fortunata, der auch die ln-
schrift S. Fortunata trägt. Gleichfalls ein sargartiger, länglicher Behälter
mit Satteldach, welches nach beiden Seiten abgewalmt ist. Die Länge
beträgt o'77, die Breite o'3o Meter und die Höhe incl. der Kreuzblumen
des Dachfirstes o'6o Meter. Die vier Ecken des Werkes sind wiederum
durch strebepfeilerartige Bildungen armirt, welche eine Art Fialen tragen