Labeds in der Psalmenübersetzung für ein vkeusches Viehn (chiüsche
Heu) galt (Hattemer, "Denkmalec Il., 159). Damit schließt für die Haupt-
stücke des Schatzes von Reichenau die frühe, romanische Kunstperiode
ab. Nur wenige Denkmäler waren berufen, von dem gerade in dieser Zeit
herrschenden höchsten Glanze des Klosters der Nachwelt Bericht zu er-
SIHIICD.
Die übrigen Hauptstticke des Schlosses von Reichenau gehören alle
dem späteren Mittelalter an. Sie haben durchgehends die im Occident
vom 8. bis 13. Jahrhundert und noch später für Reliquienbehälter sehr
bevorzugte Form des Sarkophages, des Sarges, eines oblongen Unter-
baues mit Satteldach (scrinium, scriniolum in formam domus redactum).
Unter ihnen ist als das bedeutendste Werk der Reliquienschrein des
heil. Marcus zu erwähnen. Derselbe hat die Form eines Sarges mit Sattel-
dach, ist V20 Meter lang, o'32 Meter tief; seine Wandhöhe beträgt
o'28 und seine Dachseite 0'z2 Meter. Er ist silbervergoldet und trägt
zwölf Darstellungen in getriebener Arbeit. Nach Oheim wurden die Re-
liquien des heil. Marcus in einem Sarge aufbewahrt, welchen vier Männer
kaum zu tragen im Stande waren (Gallus Oheim's Chronik von Reichenau;
herausgegeben von Barack [nPublicationen des Stuttgarter litter. Vereins,
LXXXlVu] Stuttgart 1866, pag. 23: nim guldin sarch der gantz lib des
hailgen ewangelisten sant Marx, daran vier Mann swer geladen genug
getragen habenn). Oheim schrieb seine Chronik schon im 15. Jahrhun-
dert, und genoss als Caplan des Abtes Martin von Weißenburg ungehin-
derten Zutritt zur Bibliothek und zum Archive von Reichenau. Martin
wurde später Bischof von Tours.
Die Geschichte der Marcus - Reliquie ist nicht uninteressant. uEs
war seit dem 8. Jahrhundert in Deutschland und in Frankreich das Ver-
langen heimisch geworden, die Kirchen mit irdischen Ueberresten der
Heiligen so reichlich als möglich und um jeden Preis zu versorgen, Dieses
Verlangen hatte im io. Jahrhundert einen neuen Aufschwung genommen,
und erreichte seine höchste Gluth in dem sächsischen Königshause. Otto
der Große wusste keine größeren Schätze zu sammeln, als Reliquien, und
brachte besonders für sein geliebtes Magdeburg einen großen Vorrath
zusammen . . . Da sich Kirchen und Gemeinden nur selten freiwillig zu
Gunsten Anderer ihrer Reliquien entäußerten, so scheute man sich nicht
vor dem Mittel des Zwanges und Raubes, und als das Vaterland der
Heiligen, Italien, wo damals die Reliquien wenig geachtet wurden, sich
den Deutschen wieder aufthat, da gehörte es zu den schönsten Aussichten
der Letzteren, nun in reichem Maße, und zwar um Gold oder durch List
oder auch mit Gewalt ihr Verlangen erfüllen zu können (Vogel, "Rathe-
rius von Verona und das io. Jahrhunderte, 1., 257). Das hat Verona mehr
als einmal erfahren. An diesem allgemeinen Verlangen nach Ueberresten
von Heiligen nahm auch Reichenau seit dem Abte Erlenbald regen An-
theil. In dem 1054 geschriebenen Chronicon Hermanni Contracti (ed. bei