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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1891 / 1)

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ebenso aus dem reichen Depöt nicht ausgestellter Gegenstände der ethno- 
graphischen Abtheilung des Naturhistorischen Hofmuseums. National- 
costüme insbesondere haben die Provinzmuseen gesendet, so die von 
Laibach, Salzburg, Brünn, Reichenberg, das Museum Naprstek in Prag u. A. 
Costlime aus Dalmatien, Montenegro, Albanien verdanken wir namentlich 
den Bemühungen des Freiherrn v. Maroiciö in Cattaro, Costüme aus den 
unteren Donauländern dem österr. Consul Stephani in Belgrad. Costiirne, 
sei es vollständig oder in einzelnen Stücken, aus Hochasien, aus Indien, 
China, Japan werden zahlreich vorhanden sein, theils aus den Samm- 
lungen des Oesterr. Museums selber, theils von verschiedenen Privat- 
besitzern; insbesondere auch aus den reichen Sammlungen des Grafen 
Lancltoronski. Aus Bosnien macht die Regierung eine eigene Abtheilung, 
welche im Parterre des Säulenhofes ihre Aufstellung erhält. 
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate 
December von 43.133, die Bibliothek von 2475 und die Vorlesungen von 387 Per- 
soneu besucht. 
Neu ausgestellt: Gobelins des I7. und 13. Jahrhunderts, zum Theil nach dem 
Decius-Cyklus von Rubens, zum Theil mythologischen und genrehaften Gegenstandes, 
Privatbesitz (im Vorlesesaall; eine Collection neuen Schmuckes von Perlmutter mit Gold- 
verzierung, Email und Steinen, aus dem Atelier der Silberwaarenfabrik von G. A. Scheid, 
ein Theil davon nach Entworfen von Storck für die Sammlungen und im Auftrage des 
Oesterr. Museum gearbeitet, ausgestellt in der Weihnachts-Ausstellung (Saal Vll). 
Vorlesungen. Am zo. November sprach Custosadjunkt Dr. Riegl aber -Sara- 
cenische Kunsts, und zwar hatte er sich zur Aufgabe gesetzt, die Stellung der saraceni- 
sehen Kunst einerseits innerhalb der orientalischen, andererseits innerhalb der allgemeinen 
Kunstgeschichte in möglichst genaue Grenzen zu fassen. Eine Vergleichung der sara- 
cenischen, d. h. der mittelalterlich-orientalischen Kunst mit den Künsten des antiken 
Orientes (Aegypten, Mesopotamien) ergab auf der einen Seite eine wesentliche Ueberein- 
stimmung in dem letzten Ziele- einer möglichst ausgedehnten Flachenverzierung unter 
fast ausschließlichem Verwalten der reinen Absicht des Schmuckens -- auf der anderen 
Seite hingegen - hinsichtlich der Einzelmotive-eine große Verschiedenheit, von welcher 
der Vortragende zu erweisen suchte, dass dieselben durch die künstlerische Invasion des 
Hellenismus und des Romerthums bis an die ßstlichsten Grenzen der vorderasiatischen 
Culturwelt hin bedingt gewesen waren. Aber gerade dieses antike Erbe sei es denn auch 
gewesen, das die islamitischen Träger der saracenischen Kunst befähigte zu jener schier 
unübertrelTlichen Entfaltung der decorativen Tendenzen alles orientalischen Kunstschaifens, 
wie sie der antike Orient aus eigener Kraft und eigenen Mitteln hervorzubringen lu- 
scheinend niemals im Stande gewesen ware. 
- Am 1.7. November sprach Herr Max Ohnefalsch-Richter über nCyperns 
Kunstgewerbe- in den verschiedenen Zeiten. 
Zehnjährige Ausgrabungen für das Britische Museum in London, das Cyprische 
Museum in Nicosia, das Berliner Museum, wie auf eigene und andererer Privaten Rech- 
nung, erklaren, dass Gegenstände der verschiedensten Perioden theils im Originale, theils 
in Photographien ausgestellt waren und der Reihe nach besprochen wurden. Die merk- 
würdige Kupferbronzezeit wurde mit Troja, Mykenae und Tiryns sowie mit Ungarn in 
Beziehung gebracht; sodann die graecophoenikische Eisenzeit in ihren verschiedenen 
Phasen besprochen. Ferner besprach der Vortragende das Wirken der Griechen auf 
Cypern und die nur Cypern eigene, ungemein charakteristische griechische Kunst. Sodann 
wurde auf Funde hingewiesen, die mit dem Kunstgewerbe zu Zeiten l-lomer's und den 
ältesten Funden in Olympia in Verbindung gebracht wurden. Erzeugnisse, welche auf 
semitischen Einfluss hinweisen, wurden zur Erklärung einzelner Bibelstellen herbeige- 
zogen. Ferner wurde die hellenistische Zeit besprochen und der hervorragende Antheil 
Cyperns an der Glasfabrication hervorgehoben. Es kam sodann die byzantische Zeit an 
die Reihe, dann die romanische, dann die Zeit der herrlichen specifisch cyprisch-orien- 
talischen Gothik. Es folgte die Renaissance, welche auf Cypern wenig Eigenartiges hervor- 
brachte, und den Schluss bildete die Schilderung der türkischen Herrschaft, unter welcher 
Kunst und Kunsthandwerk immer mehr verfielen. Heute stehen Kunst und Kunsthand- 
werk auf äußerst primitiver Stufe, dennoch verdienen Silberschmiedearbeiten, Holz- 
schnitzereien, Textilien, Stickereien, besonders aber Spitzen einige Beachtung.
	        
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