so vielfach von der Kreuzung der Fäden abhängt, und daher Blumen
und Thiere, die der Arbeiter so naturtreu als möglich wiederzugeben
bemüht ist, in der Hauptsache immer dieselbe vvstilisirteß Gestalt erhalten.
Ebenso dürfen wir annehmen, dass in den Anfangszeiten keramischer
Kunst niemals die Absicht der Stilisirung bestanden hat, sondern dass
das, was wir so nennen, ein Erzeugniss der Unzulänglichkeit der Mittel
und der Ungeübtheit der Hand war. Der ungeschulte Hafner auf dem
Dorfe erfindet sozusagen noch heute dieselben geraden und Wellen-
linien, das Zickzackornament, die aus Tupfen zusammengesetzten Blumen
u. s. w., denen wir z. B. an den frühesten Producten der Griechen, der
Pfahlbauzeit, der Urbewohner Amerikas und Oceaniens begegnen. Ja
selbst noch an griechischen Vasen des strengen Stils erklärt sich das
Anbringen eines aufstrebenden oder hängenden Ornaments an den ver-
schiedenen Theilen eines Gefäßes so leicht aus der durch die Neigung
der Flächen bedingten Handhabung des Pinsels, dass wir nicht immer
anzunehmen brauchen, der Maler sei dabei schon einem Stilgesetze ge-
folgt, das wohl umgekehrt erst an solchen Sachen zum Bewusstsein
gekommen sein dürfte. Auf einem anderen Gebiete mag daran erinnert
werden, dass elliptische, der Linsenform sich nähernde gravirte Kreise
an Eisenarbeiten als ein specihsch fränkisches Ornament gedeutet worden
sind, während diese Form bei dem Arbeiten mit dem Stichel auf Metall
sehr leicht entsteht, wenn aus freier Hand ein Kreis gemacht werden soll.
Endlich erscheint es als sehr möglich, dass die Combination, die in der
irischen Miniaturmalerei vGeriemselu genannt wird, und ihre Verwandten
bei den Chinesen, den Skandinaviern, den Neuseeländern findet, that-
sächlich aus dem Riemenfiechtwerk hervorgegangen sei.
Die obengenannten Gefäße aus Toust im Tarnopoler Kreise sind
aus gewöhnlichem rothen Töpferthon auf der Drehscheibe hergestellt.
Die Glasur geht von gelblichem Weiß durch verschiedene Abstufungen
der Lederfarbe bis zu tiefem Nussbraun; nur ausnahmsweis kommt Asch-
grau vor. Weiß, Gelb und Braun sind auch fast ausschließlich für den
Decor benutzt, nur sehr selten Kupfergrlin und Blau, und zwar meistens
in einer Weise, die Höhung genannt werden könnte. An den Schüsseln
ist die auffallendste Decoration eine an die heraldische Lilie erinnernde
Verbindung von drei länglichen, zugespitzten Blättern. Es kann sein, dass"
dem Verfertiger die Florentiner oder die bourbonische Lilie vorgeschwebt
hat, aber ebenso gut, dass er unabhängig darauf verfallen ist, da er auch
vier solche Blätter in Kreuzstellung, oder zwei mit Blütben dazwischen
anwendet. Alle Blätter und Blumen aber, wie der ganze übrige Decor,
sind aus zwei Elementen gebildet, runden Tupfen und concentrischen
Linien oder eigentlich Spiralen.
So weit bieten die Sachen nichts Originelles, es wäre denn in der
Art, wie sehr häufig die runden Tupfen zu langen oder zackigen Blüthen-
blättern ausgezogen, und aus ihnen Kränze, Zweige u. A. m. gebildet