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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1891 / 1)

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Die Stellung des Kunstgewerbes zum Fabriks- 
betrieb "). 
Von F. v. Feldegg. 
Wir sehen in der Frage, ob der Fabriksbetrieb das Kunstgewerbe 
begünstigt oder schädigt, die Meinungen in zwei mächtigen Gegensätzen 
einander gegenüber stehen. Nach der einen kann jeder Fortschritt in der 
industriellen Entwickelung überhaupt nur Vortheil bringen, also auch das 
Kunsthandwerk nicht schädigen. Die so sprechen, sind die unbedingten 
Schwärmer für unsere ganze moderne Culturströmung mit ihrem Prin- 
cipe der Arbeitstheilung, des Großbetriebs und des Specialistenthums. 
Nach den Anderen, welchen übrigens die allgemeinen wirthschaftlichen 
Fragen nicht zunächst am Herzen liegen, welche vielmehr die Sache im 
Detail in's Auge fassen und am einzelnen Erzeugniss untersuchen, ob 
diesem der fabriksmäßige Großbetrieb von Nutzen oder von Schaden sei, 
überwiegt der Nachtheil den Vortheil. Sie finden, dass das individuelle, 
kunstrnäßige Wesen des Productes durch die schablonenhafte, ausglei- 
chende, verallgemeinernde Erzeugungsweise, wie solche dem Fabriksbetrieb 
eigen ist, verloren geht. 
Uns handelt es sich darum, eine gerechte Würdigung der Vortheile 
sowohl als auch der Nachtheile zum Ausdruck zu bringen, was nur 
geschehen kann, wenn wir uns zunächst das Wesentliche des Hand- 
betriebs und der Fabriksarbeit klar machen und sodann untersuchen, 
welchen verändernden Einfluss auf das Product diese doppelte Weise 
ausübt; die Vor- und Nachtheile werden sich solcherart von selbst ergeben. 
Die wesentlichsten Merkmale des Fabriksbetriebes gegenüber dem 
Handbetrieb sind nun zweifellos die Maschinen arbeit und die M a ssen- 
production bei jenem, zum Unterschiede von der Handarbeit und 
Einzelproduction bei diesem. 
Die Maschinenarbeit beeinflusst das Product formell, die Massen- 
production setzt dessen Werth durch Vergrößerung des Angebots, Con- 
currenzvermehrung und Verminderung seiner Qualität herab. Man könnte 
passend jenen Einfluss des Fabriksbetriebes einen innern, technischen, 
diesen einen äußern, socialen nennen. 
Was den technischen Einfluss betrifft, so müssen wir, um ihn 
zu würdigen, uns zunächst vorhalten, worin denn das wesentliche Moment 
der eigentlichen Handarbeit besteht? Nun, es besteht hauptsächlich in 
dem zwischen der Erzeugung der einzelnen Theile des Productes, den 
einzelnen Arbeitsphasen, obwaltenden Zusammenhang individueller, fast 
könnte man sagen persönlicher Natur, wie er als Resultat des Umstandes 
sich ergibt, dass bei eben dieser Erzeugung und Fertigstellung des Pro- 
ductes ein einziges Individuum oder doch nur wenige Individuen - und 
') Vonng, gehnlten im k. k. Oesxerr. Museum am 4. Dezember 189a.
	        
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