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Kleidung betrifft, leider nur Einzelheiten aufzuweisen". Ganze, vollständige
Costüme von Kopf zu Fuß haben sich kaum erhalten oder standen uns
nicht zur Verfügung. Am nächsten kommen ihnen die Brautkleider der
Fürstinnen Eszterhazy, aber auch diese stehen schon unter dem Einfiuss
der Aufblähung und Anschwellung, welche durch die französische Mode
unter Ludwig XlV. begann.
Besser sind wir in Bezug an die männliche Kleidung dieser Epoche
versehen, auch in Bezug auf das vorausgegangene 16. Jahrhundert, das
uns wenigstens eine Reihe Einzelheiten des Costüms von Kopf zu Fuß
bietet, aus denen wir uns von der bunten, zerschlitzten Tracht der
Landsltnechte und von den nachfolgenden steifen spanischen Moden eine
Vorstellung machen können. Ganze Costüme, aus Wamms oder Jacke
und Beinltleid bestehend, welche in Hüten und gewaltigen Stiefeln, in
Hemden, Kragen, Manschetten und Spitzen eine Ergänzung finden, bietet
schon die erste Hälfte des I7. Jahrhunderts, die Epoche des großen
deutschen Krieges. Leicht und luftig, offen und mit feiner Leinwand und
Spitzen in den Oeffnungen gefüllt, in Sammt und Seide, mit goldenen
Borten, aber auch in Lederkoller oder in dickem Bütfelwamms, mit den
gewaltigen Stulpstiefeln, so "stellen sich die Hofleute wie die Krieger dar
in einer ganzen Reihe gut erhaltener Exemplare. '
Mit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, mit der beginnenden
Herrschaft der französischen Mode unter Ludwig XIV. beginnt auch eine
ganz neue Epoche des Costüms, das Zeitalter der Allongeperücke, von-
welcher unsere Ausstellung leider kein Beispiel aufzuweisen hat. Diese
gewaltigen Haargebäude, einst der Stolz aller großen und vornehmen
Häupter, sind wohl sammt und sonders zu Grunde gegangen. Aber von
der Kleidung der feinen Hofherren, welche die Kriegsleute in der Führung
der Moden ablösten, hat sich doch Manches erhalten. Ein sehr schönes
und charakteristisches Beispiel bietet unter Anderem ein Costüm aus dem
Besitz des Museums, Rock und Juste-au-corps von weißem Atlas mit
reicher Gold- und buntfarbiger Stickerei.
Form und Verzierung dieser Gewänder aus der Zeit Ludwigs XIV.
haben noch einen großen Stil; obwohl elegant, kann man sie doch nicht
zierlich nennen. Es folgt nun aber im 18. Jahrhundert unter Ludwig XV.
der lange Frack und die Schoßweste von Sammt und Seide, an allen
Rändern und Nähten mit zierlichster Blumenstickerei versehen, theils in
den natürlichen Farben, theils in Silber mit glänzenden Stücken von
Krystallglas oder blinkenden goldigen Metallplättchen. Von dieser kost-
baren Hofkleidung, Rock, Weste und Kniehose einschließend, hat sich
eine überaus große Anzahl von Gegenständen erhalten, von denen unsere
Ausstellung nur eine Auswahl bietet; für ein Mehr wäre nicht Platz
gewesen. Aber die Beispiele alle sind reich, schön und mannigfach. Wer
sich auf ihr Studium einlassen will, der kann leicht finden, wie im
Laufe des Jahrhunderts die Farben verblassen, die Verzierung magerer
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