gehören Hildebrandt, der geniale Erbauer des Belvedere, und Johann Balthasar Neumann,
ein hervorragender Künstler, der reichbegabte Erbauer der bischöflichen Palast: in
Bamberg und Würzburg, dessen Schaffensschwerpunkt eigentlich in Deutschland liegt,
obwohl seine Wiege in den osterreichischen Landen stand.
Wieso Neumannn sich an dem Erweiterungsbau: der Hofburg betheiligen konnte,
ist nur daraus zu erklären, dass die grafliche Familie Schonborn ihn poussirte, deren
Architekt eben jener Neumann war, nach dessen Planen die noch heute bestehenden
Schonborn-Palaste in Wien und in Franken hergestellt wurden. Das Grafengeschlecht
von Schonborn hatte in mehreren Personen die Bischofsitze in Würzburg und Bamberg
inne und war von reger Baulust. Einer der bedeutendsten Männer aus diesem Geschlecht
war Graf Friedrich Karl Schonborn, welcher bis zum Jahre t7z9 Vicekanzler des heil.
Römischen Reiches in Wien war und dann zum Bischof in Würzburg erklärt wurde.
In seiner Eigenschaft als Vicekanzler leitete er als'oberste Instanz den Hofburg-Umbau.
Wie trotz dieser mächtigen Protection nicht Neurnann, sondern Fischer von Erlach den
Sieg davon trug, ist in Dunkel gehüllt. Zuerst wurde, wie bereits erwahnt, die Hof-
bibliothek fertiggestellt und dann an den Bau der Reichskanzlei geschritten.
Nicht blos an der Nordseite des jetzigen Franzensplatzes sollte eine Palastfacade
entstehen, sondern nach Fischer's Planen waren an allen vier Seiten solche Facaden
projectirt, so dass der Schweizerhof, der Ainalienhof und der Leopoldinische Tract de-
molirt werden sollten. Diese vier Fronten hatten sechs Portale gehabt mit je zwei colos-
salen figuralischen Darstellungen der Thaten des Hercules. Dass gerade Thaten des Her-
cules gewählt wurden, entspricht einerseits dem Geschmacke der damaligen Zeit und hat
außerdem Beziehung auf die Rückkehr Kaiser Karl Vl. als Sieger aus Spanien, wo sich
die nSaulen des Hercules- befinden. Eine Reminiscenz daran findet sich auch in den
Riesensaulen vor der Karlskirche auf der Wietlen.
_ Von den projectirten figuralischen Darstellungen der Thaten des Hercules sind
in Wirklichkeit blos vier zu Stande gekommen-der Bildhauer Mattielli ist ihr Schöpfer.
Gleichzeitig begann der Bau jener großartigen Vorlage der Burg gegen die Seite
von der inneren Stadt, der riesige Complex von Baulichkeiten, welcher den Mittelbau
mit zwei Flügeln umfassen sollte. Der östliche Flügel ist die Winterreitschule, erbaut
_t7z9-t735. der Mittelbau gegen den Michaelerplatz blieb unvollendet und gelangt erst
ietzt zur Vollendung - der westliche Flügel in der Schauflergasse ist nie zum Ausbau
gelangt. _ Ein General-Bauplan Fischer's, der angeblich vorhanden gewesen sein soll,
ist spurlos verschwunden. Eine Version geht dahin: der Architekt Hohenberg. der unter
Franz l. mit dem Unternehmen des Erweiterungsbaues hatte betraut werden sollen, habe
den Plan aus Neid vernichtet; eine andere Ansicht lautet, der Plan bestehe noch immer.
sei aber nicht zu finden. Thatsache ist, dass ein vertrauenswürdiger Berichterstatter zu
Anfang des tg. Jahrhunderts den Plan Fischer's in der Hofbibliothek gesehen hat.
Der Erweiterungsbau der Hofburg wurde in Folge der kriegerischen Ereignisse in
den Dreißiger und Vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts unterbrochen und ist über
einzelne Versuche der Weiterführung nicht hinausgekommed, so unter den Kaisern
Franz l. und Franz ll. ln der Zeit der letztgenannten Monarchen unterwand sich ein
Architekt Namens Amman des großconcipirten Werkes, ein trockener, phantasieloser
Schematiker, so dass man es als ein Glück betrachten kann, dass das Werk wieder in's
Stocken gerieth.
Der Vortragende kommt sodann auf den von Fischer entworfenen Mittelbau zu
sprechen, der in einer Curve zurücktritt und sich in einer riesigen ovalen Kuppelhalle
concentrirt, deren innere Wand sich an das alte Burgtheater anschloss.
Die Reichskanzlei entstand, Dank der eifervollen Fürsorge des Grafen Schonborn,
durch Beiträge der verschiedenen Reichsfürsten und Stande.
Die Winterreitschule wurde an Stelle des ehemaligen Gartens der Kaiserin erbaut,
von dessen wundervoller, künstlerischer Ausschmüekung zeitgenössische Berichte sehr
viel zu erzählen wissen. ln diesem Garten erhob sich ein herrlicher, in Silber getrie-
bener Brunnen, dessen Schöpfer der berühmte Nürnberger Goldschmied Wenzel Jamitzer
war. Dieses Prachtwerk ist bei dem Baue beseitigt worden - es ist bis auf die vier
Fuße, welche die Jahreszeiten in vergoldeter Bronze darstellen, verschwunden. Diese vier
Fuße werden noch im Holmuseum aufbewahrt. Nach der Demolirung des alten Burg-
thurmes schritt Fischer an den Bau des von 4: Säulen getragenen einzig schonen Riesen-
saales, der zu den imposantesten Bauten der Welt gehort. lm Zusamenhange mit diesem
Werke entstand auch der Bau des Hofstallgebaudes, dessen Plan sehr gegen den Willen
Fischers verändert wurde. Diese Veründerung hat eine Sage gezeitigt, wonach Fischer
von Erlach wegen der Verunglückung dieser seiner Schöpfung gewaltsam seinem Leben
ein Ende bereitet haben soll.
Dr. llg schloss seine Vorlesung mit dem Hinweise auf das große Werk, welches
Kaiser Franz Joseph l. unternommen, indem die Facade der Burg gegen die Stadt, hin
getreu im Geiste des großen Künstlers Fischer von Erlach vollendet und dann nach