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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 148)

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Stickerei bis heute geleistet hat. Ohne Kleinlichkeit der Ornamente, ruhig, 
satt und tief und doch prachtvoll, vollkommen in der Ausführung, ist sie 
aus echtem künstlerischen Geiste geschaßen. Während sie den Charakter 
der Renaissance trägt in Zeichnung wie im coloristischen Principe, ist 
eine zweite Decke mit farbigen Arabesken auf lichtern Grunde," welche 
die ganze Fläche überdecken, mehr orienralisirend in ihrer Art; eine dritte, 
Roth auf Weiss, folgt ebenfalls Motiven der Renaissance, wie sie uns in 
den Stickrnusterbüchern oder auf Originalen zahlreich erhalten sind. Es 
ist dasselbe Genre, welches für Decken, Handtücher, Behänge noch ver- 
schiedentlich in der nationalen Arbeit fortlebt und heute von unseren 
Damen vielfach wieder aufgenommen wird. Es ist auch nichts mehr zu 
wünschen, als dass die Damen gerade diejenigen Gegenstände zu verzieren 
beginnen, welche zum Gebrauche dienen, statt derjenigen, welche weder 
sie selbst, noch Andere gebrauchen können. 
Sind die vorhandenen Arbeiten der Fachschule für Stickerei um ihrer 
selbst willen anzuerkennen, so ist es noch erfreulicher, dass die Wege, 
welche sie einschlägt, in der Industrie selber und im Hause Nachahmung 
finden. Erst darin zeigt sich ihr praktischer Werth. Wie oft stösst man 
jetzt in den Auslagen der Handlungen auf Motive und Techniken, welche 
die Schule zuerst begonnen hat, allerdings mit minderer Sorgfalt und ver- 
einfachter Technik ausgeführt! Das ist auch kein Unglück. Die Industrie, 
die ein Recht hat, auch an den Massenverkauf und die Billigkeit zu 
denken, kann darum nicht immer die gleiche Höhe und Vollendung der 
Arbeit einhalten, welche eine Schule unbedingt fordern muss. Die Weih- 
nachts-Ausstellung gibt einen neuen Beweis von der Wirksamkeit der 
Schule nach aussen hin. Wir finden ihn z. B. in den Arbeiten von Jane 
Gallenberg und ihren Schülerinnen, die aus Steiermark gesendet wurden, 
und verschiedenen anderen Arbeiten aus der Damen- oder der Dilettanten- 
hand; wir finden ihn in der reizenden Collection der Fabrik von Johann 
Garber, in den Bademänteln, Handtüchern und anderen Gegenständen, 
die mit Stickereien in Blau und Roth von den Schülerinnen der Schule 
verziert worden sind. Es ist ein neuer Weg und ein guter Weg. 
Herr Garber hat auch noch in anderer Weise versucht, einen neuen 
Weg zu betreten. Schon im vorigen Jahre zeigte er einfache graue Decken 
und Servietten für den Theetisch, die in eben so richtiger wie gelungener 
Weise in Roth decorirt worden. Er hat diesen Weg fortgesetzt und hat 
diesmal mehrere ähnliche Decken mit reicherer und kunstvollerer Bordüre 
nach Zeichnungen von Storck in Blau und Roth ausgeführt. Dieser 
Weg verdient Nachfolge und kann einmal dahin führen, das unerquick- 
liche Decorationsgenre der heutigen sogenannten Kaffeetücher zu besei- 
tigen. Die Weberei ist sonst wenig mit eigentlich Neuem auf der Weih- 
nachts-Ausstellung aufgetreten. Es ist auch nicht nothwendig, wenn die 
eingeschlagene Richtung einmal gut ist. Dies gilt zum Beispiele von den 
Möbelstoffen von Philipp Haas 81 Söhne, aus deren Collection neuer
	        
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