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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 148)

zu einer permanenten Ausstellung von Lehrmitteln und Vorlagewerken 
benützt wird, welche vom Museum, oder von dem Unterrichts- und 
Handelsministerium herausgegeben werden. Auch werden die Arbeiten 
der kunstgewerblichen Fachschulen des Handelsministeriums dort einen 
ständigen Platz finden. Der Bau selbst ist ein Werk unseres Curators, 
des Herrn Oberbaurathes v. Ferstel, der sich damit, wie mit dem Mu- 
seum selbst, ein neues Derdtmal baukünstlerischer Leistungsfähigkeit ge- 
setzt hat. Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, dass es keinen 
zweiten Schulbau gibt, der den Anforderungen des Renaissancestyles in 
so vorzüglicher Weise entspricht als der Bau der Kunstgewerbeschule. 
Vornehm in den Linien und in den Verhältnissen ohne mit Ornamenten 
überladen zu sein, kommt bei ihm die architektonische Schönheit voll- 
ständig zur Geltung. Der Renaissancestyl und der Materialrohbau, der 
jetzt in Wien so selten geübt wird, treten hier in harmonischer Verbin- 
dung auf. Wie das Aeussere so ist auch das Innere von einfacher Schön- 
heit. Vestibule und Stiegenhaus sowie die Gänge, welche die einzelnen 
Schulen verbinden, sind gut beleuchtet und gut ventilirt. Schade nur, 
dass es nicht möglich war, das Gebäude in den ursprünglich bestimmten 
Dimensionen auszuführen; denn es dürfte wohl kaum Ein Jahrzehnt ver- 
gehen, so werden auch diese Räume ungenügend sein. In kunsttechnischer 
Beziehung kommen bei diesem Baue, wie ich glaube, zum ersten Male die 
Fliesen von der Wienerberger Ziegelfabriks-Actiengesellschaft zur Ver- 
wendung, und sind dieselben vollkommen ebenbürtig denjenigen Fliesen, 
wie sie in der rheinländischen Fabrik von Mettlach erzeugt werden. 
Sehr interessant sind die an der Fassade etwas hoch angebrachten Köpfe, 
welche von Professor Laufberg er mit Kosch'schen Ernailfarben gemalt 
wurden. Die äussere Wirkung des Gebäudes wird noch durch die Allee 
beeinträchtigt, die olienbar dem Gebäude viel zu nahe "gerückt ist, und 
eine Zufahrt zum Eingänge beinahe unmöglich macht. An der Fassade 
der neuen Kunstgewerbeschule und früher an jener des Museums sind 
neue Kunsttechniken zur Anwendung gekommen, nämlich die Sgrafitto- 
Technik, die Schmelzmalerei mit Kosch'schen Farben, abgesehen von der 
Mosaiktechnik, welche durch das von Professor Laufberger entworfene, 
von Salviati in Venedig ausgeführte Bild der Minerva vertreten ist. Die 
Sgralitten von Laufberger am Museum waren für diesen ganzen Decora- 
tionszweig bahnbrechend in Oesterreich, und haben dieser Technik selbst 
bis über dessen Grenzen hinaus Eingang verschafft. Wir wollen hoffen, 
dass auch die Anwendung der Kosch'schen Emailfarben und die Fliesen 
unserer Wienerberger Ziegelfabrik bald Anklang im Publicum finden 
werden, wie dies bei der Sgrafitto-Technik der Fall gewesen ist. 
Wichtiger als diese kunsttechnischen Neuerungen ist die innere 
Organisation in der Kunstgewerbeschule. Ich hebe aus derselben 
nur wenige Punkte hervor, welche zum Verständnisse des neuen Schul- 
gebäudes von Wichtigkeit sind. Es sind in ihm vereinigt: Die Fach-
	        
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