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weitere Kreise eröffnet. Dazu kommen noch die ganz eminenten Publicationen von Victor
v. Boutovsky vHistoire de Pornement Russe-t (herausg. vom Museum in Moskau. Paris
1870), die nRussische lkonographien nach dem Codex Stroganof, StassoE-UOrnement Ruße
nationnh, Engel nRussische Stickmusterl u. a., die wenn sie auch vorzugsweise auf orna-
mentale und textile Kunst sich beziehen, ganz geeignet sind, die nationalen Eigenthüm-
lichkeiten in weite Kreise zu verbreiten. Aber es ist ein grosser Unterschied zwischen
vUArt Russe: und :L'Art en Russiew. Die Kunst in Russland ist aus sehr viel hetero-
genen Elementen zusammengesetzt, die" nebeneinander existirten und sich gar nicht in
ein homogenes Ganze Zusammenschmelzen lassen. Anders ist es mit der russischen
Kunst; - so verschiedene Ausgangspunkte einzelne Theile derselben haben mögen, sie
haben sich doch zu einem gleichartigen Ganzen vereinigt. Aber diese russische Kunst
deckt nur einen kleinen Theil der Bedürfnisse des weiten Reiches, beschrankt sich nur
auf bestimmte territoriale und historische Grenzen, und es ist sehr zweifelhaft, ob sie im
Stande ist, Propaganda zu machen und eine culturelle Mission zu erfüllen. Heutigen Tages
ist sie es gewiss nicht. Es geht mit der russischen Kunst wie mit der böhmischen und
ungarischen. Auch da ist ein grosser Unterschied zwischen der Kunst in Oesterreich, in
Böhmen und Ungarn, und dem, was man national-österreichische, böhmische und unga-
rische Kunst nennt, oder zu nennen sich gewohnt hat.
Uns scheint es, als ob das Unternehmen E. Viollet le Duc's, die russische Kunst
in ihren Elementen, ihrer Entstehung, ihren l-lohenpunkten zu schildern, verfrüht ist.
Es müssen noch eine grosse Anzahl von Monographien erscheinen von der Gediegenheit
der Arbeiten Victor v. Boutovskfs, bevor man es wird unternehmen können, die rus-
sische Kunst mit den Zielpunkten, welche E. Viollet le Duc im Auge hat, befriedigend
zu schildern. Der gelehrte, phantasie- und geistvolle französische Architekt, Romantiker
durch und durch, hat aber dem lesenden Publicum trotz der Mangel des Werkes einen
grossen Dienst erwiesen, indem er einzelne Elemente der Ornamentik und auch der Bau-
constructionen eingehend analysirt und Fragen aufwirft, welche gerade in diesem Augen-
blicke für jeden denkenden Kunstfreund von grösstem Interesse sind.
Bullettino di archeologia e storia Dalrnata. Spalato 1878. 8.
Als eine Art von Festgeschenk zum sechzigsten Geburtstage Theod. Mommsenls,
der sich um die Erforschung der römischen Alterthümer in Dalmatien unbestrittene Ver-
dienste erworben hat, wurde am 30. November v. J. zu Spalato eine neue Monatschrift
unter obigem Titel begründet und zum neuen Jahre 1878 deren erste Nummer ausgegeben.
Die Redaction liegt in den Händen des Prof. M. Glaviniö zu Spalato, und nach dem Pro-
specte und den vorliegenden ersten Lieferungen können wir uns dieser neuen Publication
nur freuen. Sie verspricht uns Kunde von einem Theile unseres Vaterlandes zu bringen,
dessen Reichthum an Kunstschatzen trotz des älteren Werkes: Ruins at Spalato (London
1784), trotz der einschlägigen Arbeiten der k. k. Centralcommission für Erforschung und
Erhaltung der Baudenkmale noch ziemlich unbekannt ist. Dank den neuerdings von der
Regierung eingeleiteten Forschungen werden dort stets noch Gräber, römische Strassen-
züge und Baureste, lnschriftsteine, Münzen, antike Gebrauchsgegenstände aller Art, Gem-
men, Sculpturen u. s. W. aufgedeckt, und über alle diese Funde werden in dem Bul-
lettino in Wort und Bild genaue Berichte, über die Denkmäler älteren Datums auch
historische Schilderungen gebracht werden, für deren TreElichkeit die Namen der Mit-
arbeiter Bürgschaft leisten. Nicht blos das jetzige Kronland Dalmatien, sondern das ganze
weit ausgedehntere Gebiet der römischen Provinz Dalmatia soll in das Bereich der Dar-
stellung gezogen werden. Die neue Zeitschrift erfreut sich in ihren Zielen bereits jetzt
des freundlichsten Entgegenkommens von Seite der gebildeten Kreise Dalmatiens, und
wird künftighin geradezu als Organ der k. k. Centralcommission in jenen Gegenden wirken.
Die bisher erschienenen Hefte enthalten das Programm des Bullettino, ferner das Dank-
schreiben Mommsen's für die Glückwünsche der Centralcommission und anderer Institute
zu seinem 60. Geburtstage, einen Bericht über die Freilegung und Restnurirung des Domes
von Spalato (des Mausoleums Diocletian's), über die auf Veranlassung des Unterrichts-
ministeriums vorgenommenen Ausgrabungen zu Narona (Vido), Delminium und Aequum,
und den Vortrag, welchen Prof. A. Hauser im vorigen Jahre über Spalato und die rö-
mischen Denkmäler Dalmatiens im Oesterr. Museum gehalten hat.
Alte Fächer, herausgegeben vom Mährischen Gewerbemuseum inBrünn.
Text und 12 Tafeln in 4.". Brlinn 1877, bei J. Kurzfeld.
Die Zahl der Special-Publicationen über alte Facher ist eine sehr geringe, das Be-
dürfniss aber nach Fächern ist gross. Künstler, Kunsthandwerker und Industrielle suchen
nach Motiven für Fächerdecoration. War es ein guter Gedanke des rührigen Gewerbe-
museums, vom i5. November 1876 bis 6. Januar 1877 eine Specialausstellung von Fächern
aller Zeiten und Volker zu veranstalten, so ist die vorliegende Publication, die Frucht