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leressantes Denkmal der hohenstnuflschen Zeit. Die Bürgerschaft wendet diesen Bauten
einer ruhmvollen Vergangenheit ihr besonderes Interesse zu. Der Schwerpunkt des mo-
dernen Lebens aber ist die Fabrication von Gold- und Silherwearen. Von altersher aber
lebt in der Bevölkerung eine nicht gewöhnliche Arbeitskraft, Ausdauer und Fleiss. Diese
Eigenschaften des schwäbischen Volksstummcs sind es, welche der heutigen modernen
Industrie, die sich über alle Welttheile ausdehnt, zu Statten kommen. Das neugegründete
Fachmuseum und die Schulen fördern die kunstgewerbliche Bewegung Gmtlnds.
Literaturhorioht.
Leitfaden der Kunstgeschichte, für höhere Lehranstalten und den Selbst-
unterricht bea beitet von Dr. Wilh. Büchner. Mit in den Text ein-
gedruckten Abbildungen. Essen, G. D. Baedeker, 1878. x24 S5. 8.
Mark V80.
Man wagt es kaum mehr, den Satz auszusprechen, dass ein Buch einem dringenden
Bedürfnisse abhelfe; und doch gilt dies von dem obengenannten Werke in der That wie
nicht bald von einem zweiten. Bei der zunehmenden Verbreitung des Unterrichtes in
der Kunstgeschichte an Mittelschulen und Kunstanstalten, welche diesen im Range gleich-
stehen, mangelte es bisher vollständig an einem guten Schulbuche, welches den Vor-
tragen des Lehrers hatte zu Grunde gelegt werden können. Lübke's rGrundrissu ent-
spricht in seiner gegenwärtigen Ausdehnung diesem Zwecke nicht, und jener nLeitfaden
der Kunstgeschichteu , Stuttgart 1868, welcher in Ermanglung eines andern bisher ver-
wendet wurde und in Folge dessen 1874 sogar eine dritte Auflage erlebte, ist ein herz-
lich schlechtes Buch, bei dern nur eines unbegreiflich ist, wie nämlich Herr Lübke das-
selbe einer Vorrede würdigen konnte. Darum begrüssen wir Buchnerk Büchlein mit
Freude. Der Verfasser, durch eigene Anschauung auf vielen Reisen vorgebildet, ist selbst
durch eine Reihe von Jahren mit dem Unterrichte in der Kunstgeschichte beschäftigt und
hat die Erfahrungen, die er in dieser ThAtigkeit über die praktischen Bedürfnisse seiner
Schüler gemacht hat, bei Abfassung seines Werkes treiflich verwerthet. Der Text des-
selben ist compendiös, aber nicht gedankenleer, und auch nicht in abgerissenen unzu-
sammenhängenden Sätzen, die sich dem Gedachtnisse des Schülers nur schwer einprägen
würden. Das Detail ist wohlweislich sparsam und in kleinerem Druck nach Art von An-
merkungen. Dagegen ist an der richtigen Stelle immer ein Fingerzeig für den Lehrer,
wo derselbe den Worten des Buches noch besonders; etwa durch eine Skizze aus der
politischen und Culturgeschichte, nachhelfen sull. Ganz ausgezeichnet ist in seiner Art
der Abschnitt über die Kunst des Alterthums; dass die Behandlung der neueren Zeit
nicht auf gleicher Höhe steht, hängt mit der wachsenden Schwierigkeit wegen der Ueber-
fülle des Stoffes zusammen. Der Werth des Büchlein; für Kunstgewerbeschulen wird
noch wesentlich dadurch gesteigert, dass auch auf die Kunstindustrie in entsprechender
Weise Rücksicht genommen ist. Wir sind überzeugt, dass das Buch schnell seinen Weg
in den Schulen machen wird und woilen für die zweite Auflage nur auf einige Kleinig-
keiten aufmerksam machen, die uns beim Lesen aufgefallen sind. In einem Buche, das
auch für den Selbstunterricht bestimmt ist, sind Abkürzungen wie peript. octast. h p.
nicht recht am Platze. Einige kleine Einschaltungen, welche geeignet sind, landläu ge
Vorurtheile z_u zerstreuen, wie etwa eine Bemerkung, dass die sogen. etrurischen Vasen
zum geringsten Theile in Etrurien gearbeitet wurden, oder etwa über das angebliche
Bildervcrbot des lslam u. a. würden den Umhang des Buches nicht vergrössern. Dagegen
sollten so überraschende Charakteristiken wie jene, dass Raphaelische Madonnen akennt-
lich sind am römischen Gesichtsschnitt, der bräunlichen Gesichtsfarbe, am dunklen Haar-
fuglich wegbleiben.
Jacob Burckhardt: Geschichte der Renaissance in Italien. Zweite, vom
Verfasser selbst durchgesehene und vermehrte Aufl. Stuttgart, Ebner
(St Seubert, 1878. gr. 8.
- - Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Dritte Auf-
lage, besorgt von L. Geiger. 2 Bde. Leipzig, E. A. Seemann, 1878. 8.
Die nGeschichte der Renaissancew und "Die Cultur der Renaissanceu, die uns in
neuen Ausgaben vorliegen, haben sich bereits den verdienten Ruhm erworben, zu den
ausgczeichnetsten Leistungen der historischen Literatur unserer Zeit gezahlt zu werden.
- ln dem kurzen Vorwort, das der Verfasser der neuen Ausgabe der Architektur-