BAROCKE
KUNST
R. FEUCHTMÜLLER
AUS
WALDVIERTLER
KLÖ STERN
Die Museen ltaben es in den letztett Jahren immer mehr als ihre
Aufgabe angesehen, neben der stiittdigeit Sebaustellung ihrer
Kunstwerke in eigenen Sonderveranstaltungen das Werk eines
Künstlers oder eines Kunstkreises herauszuheben. Dieser Ab-
sicht dienten in Niederosterrcich die (jediiehtnisattsstellungen für
Martin Johann Schmidt, Leopold Kupelwieser, (iiovanni Giuli-
ani und Martin Altumonte, für (Yarl Rudolf Huber, lirztnz Alt
und Ferdinand Raimund. Durch den Umstand, daß die Aus-
stellungen nicht in irgendeinem Schauraum eines Museums, son-
dern inmitten einer Landschaft, die zum Leben und Schaffen
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Plslorllc
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des Künstlers in engster Beziehung stand, veranstaltet wurden,
ergaben sich manche lebendige läezi hungen zur Persönlichkeit
des Malers oder Dichte s. Aus der gle "hen Absicht wurde auch
vor Zwei Jahren die Schau „Biedermet r in (iutcnsteinfi gezeigt,
die auf einen bedeutenden Kulturkreis aufmerksam machen
wollte. War das Museum bei all diesen Veranstaltungen in der
Planung initiativ, so wollte es bei der Schau „Barocke Kunst-
schätze aus Waldviertler Klöstern", die gegenwärtig in den
Kaiserzimmern des Stiftes Altenburg ge eigl wird, nttr in be-
scheidenem Maße einem hoheren Zweck dienen; Ausstellung
und musikalische Eröffnungsfeier waren nur der festliche Ab-
sehluß einer glanzvollen Restaurierungsarbeit.
Das Bcncdiktinerstift Altcnburg war durch die Ereignisse des
letzten Krieges besonders schwer getroffen worden. Auflösung
des Konvents, Enteignung des Besitzes, Plünderung, Besetzung
durch eine 2000 Mann starke 'l'ruppe sind die Stationen eines
langen Lcidenswcges, der nahezu keine Hoffnung für die künf-
tige Entwicklung gab. Als die Nlünclte unter ihrem Abt Älaurus
Knztppek vor einem Jahrzehnt in ihr Stift einzogen, fanden sie
die Räume fast leer, die verbliebene nrielttung arg beschädigt
und viele Kunstwerke vrrtticlitet. Unv tzügliclt aber schritt der
hochwürdigste Prälat mit der 'l'atkraft eines barocken Kirchen-
fürsten an den Aufbau, der zuerst den wirtschaftlichen Belangen
galt. Kurz darauf aber setzten die Restaurierungen der Kirche,
der Prältttur und der Wohntrttkte ein. Mit echtem Kunstsinn
waren die Restauratoren am Werk, um die barocken Fassaden
des Kloster.- und vor allem die wundervollen farbigen Innenräume
wieder in neuer Schönheit erstehen zu lassen. Die letzte Tat von
weitreichender Bedeutung war der Bau eines Wirtsrhaftsgcbiitt-
des, der es ermöglichte, die Kaiserzimmer, die bisher als Schütt-
boden dienen mußtcn, freizubrkommcn. Unmittelbar darauf be-
gannen die Restaurierungen der Troger-F ken und die Er-
neuerung der Stuekdeeken, die zu den schönsten des österrei-
chischen Baroeks zählen. ln zarten Farbtönurtgen und glänzen-
den Vergoldungen erstrahlen heute di "e Mei terwerke festli-
cher Dekoration, die einst Xliehael lilor mit seinen Gesellen
aus Wfessobrtinn schuf. Die neuerung eins ger Pracht aber
ließ den Mttngel entsprechender repräsentativer Verwendung
um so mehr fühlen. Das niederösterreichische Landesmuseum
griff daher mit Freude die Anregung des Herrn Bc7irkshaupt-
mannes, Landesoberregiertingsrat Dr. Schneider auf, in diesem
ehemaligen Kaisertmkt eine Kunstausstellung zu veranstalten.
denn damit konnte das Husrtint zugleich einer lebendigen Auf-
gabe der Gegenwart dienen. Als 'l'hema schien eine Schau ba-
rocker Kuns .eh1itz tus XValdviertlet' Klöstern am geeignetsten.
Durch das liebenswürdige Entgegenkommen der lferren Präla-
ten von Geras und Zwettel konnte dieser Plan in kürzester Zeit
in die Tat timgesetzt werden.
Die farbige Marmorverkleitlttng der XViintlt' erforderte aber gro-
ßes Einfühlungsvermögen und eine sehr unttufdringliehe Art der
Aufstellung. in erster Linie ging es um die lterrliehen Räume,
die Kunstwerke sollten ihre Wirkung nur steigern und dabei
doch einen sachlichen und instruktiven lberblick vermitteln.
Der lange Gang, den man über die weite Feststiege betritt, ist
den alten Ansichten der drei Waldviertlei" Klöster Altenburg,
Geras und Zwettl gewidmet. Diese topographisch sehr bedeut-