x39
schule getragen ist, schliesst sich in Innsbruck die Ausstellung des Fabri-
kanten Schütz in Liboje und Olomuöan, die der keramischen Fachschule
in Znaim und gewissermassen auch die Ausstellung des Fabrikanten
Klammerth daselbst an; letzterer sucht hie und da eigene Wege zu
gehen, die beiden erstgenannten hingegen schliessen sich directer und po-
sitiver an die Wiener Bewegung an. Auch einige Fachschulen in Böhmen,
in Tepliti und Tetschen und einige Lehrer der Staatsgewerbeschule und
Fabrikant Wudia in Graz participiren an dieser Bewegung, sie sind
aber auf der Innsbrucker Ausstellung nicht vertreten.
Es sind ausschliesslich Zier- und Gebrauchsgegenstände mit figuralern
oder rein ornamentalem Decor geschmückt, welche dem Innsbrucker Pu-
blikum vorgeführt werden. Die Fabrication von Fayenceöfen ist wohl
gegenwärtig in Oesterreich im Zuge, die Herren Wudia in Graz, Hard-
muth in Budweis, Ernst und Ginzelmayer in Wien, die Wienerberger
Ziegelfabrik machen jetzt grosse Anstrengungen und erzielen auch schöne
Erfolge in diesem", ehemals auf deutschem Boden so glänzend vertretenen
Fabricationszweige, der auch einstens in Salzburg und Tirol gepflegt
wurde. Auch in grösseren üguralen Darstellungen in Fayence werden
gegenwärtig in Wien einige Versuche gemacht. Hoffentlich wird also die
Fayence- und Majolikatechnik in nicht ferner Zeit in Oesterreich im
Hause der Bürger, dem Schlosse der Vornehmen, in der Kirche, im Staats-
gebäude als Schmuck der Wände und des Mobiliars zu verdienter Geltung
kommen.
Aber viele unserer jüngeren Bestrebungen in Oesterreich auf diesem
Gebiete stossen auf Hindernisse und Vorurtheile der mannigfachsten Art.
Wenn der erste Versuch auf irgend einem Gebiete gemacht wird, so
sagen sogleich unsere Amateurs: uDie Franzosen machen das besser und
viel wohlfeilerx! Nun ist es allerdings richtig, dass die Franzosen die
Fayencen und die Bronzen theilweise besser und viel wohlfeiler machen
als wir; aber die Franzosen würden auf diese Höhe nicht gekommen sein,
wenn sie nicht einmal angefangen hätten, wie wir anfangen müssen, und
wenn nicht ihren ersten Anfängen die Hilfe und zwar die ausgiebige und
intelligente Hilfe ihrer Amateurs und ihrer Staatsmänner zur Seite ge-
standen wäre, welche genau gewusst haben, dass man die Wurzeln des
Volkswohlstandes befestigen, kräftigen und schützen müsse! Und dieses
Bewusstsein, das ganz Frankreich durchdringt, das fehlt noch grossentheils
in Oesterreich, und das ist es, was in allen Kreisen wach gerufen werden
muss, wenn wir auf volkswirthschaftlichem Gebiete erstarken und Herren
im eigenen Hause werden wollen. Heutigen Tages sind wir auf mehreren
Gebieten und auf nicht unbedeutenden, wie es gerade die Pariser Aus-
stellung deutlich zeigt, weiter vorgeschritten, als es unseren ausländischen
Concurrenten vielleicht angenehm ist, und hoffentlich wird auch die male-
rische Decoration in Fayence und Majolika, in Porzellan und in Email
nach und riach so erstarken, dass wir die künstlerische und kunsttechnische
1 o '